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Steve Ballmer:
Sein "Ruhestand" ist noch voller mit Zahlen und Daten

Der ehemalige Microsoft-Chef ist zwar eigentlich in eine Art Ruhestand gegangen, beschäftigt sich aber wohl mehr mit Daten und Zahlen, als er es in seinem Job als Top-Manager des riesigen Software-Konzerns je tat. Und aus seiner jetzigen Perspektive wäre einiges in seinem früheren Job wohl anders gelaufen.
07.06.2017  10:56 Uhr
Zumindest hätten sich seine Mitarbeiter wohl darauf einstellen müssen, noch wesentlich stärker unter Kontrolle zu stehen. Denn dies sei eine Sache, die Technologie-Unternehmen vom Sport lernen könnten, wo Ballmer inzwischen als Eigner des Basketball-Teams LA Clippers angekommen ist. "In der Tech-Welt denken die Leute, dass sie einer hochgradigen Rechenschaftspflicht unterlägen", sagte Ballmer in einem Interview mit dem US-Magazin Backchannel. Das sei aber eigentlich keineswegs so. Im Sport sehe die Welt völlig anders aus. "Wie gut du hier bist, ist vollkommen transparent. Es gibt keine Möglichkeit, sich aus irgendetwas herauszureden oder sich gar selbst hinters Licht zu führen", so Ballmer. "Das ist echt Hardcore - entweder du gewinnst oder du verlierst. Die Saison ist vorbei oder eben nicht."

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Und alle Daten sind öffentlich verfügbar - der Kolumnist der Sportzeitung weiß hinsichtlich der Fakten genauso viel wie der Geschäftsführer des Teams. "Deine individuelle Leistung kann in einer Art durchleuchtet werden, wie es in der Geschäftswelt niemals möglich wäre. Und alle 24 Sekunden kann ich sagen, wie gut unsere Teamwork gerade funktioniert hat", führte Ballmer seinen Alltag als Basketball-Teambesitzer aus. Und während in Firmen die einzelnen Gehälter meist mehr oder weniger unter Verschluss bleiben, muss sich jeder Sportprofi stets mit seiner persönlichen Leistung im Verhältnis zu seinem Gehalt messen lassen.

Fakten schlagen Meinungen

Solche Zahlenspiele beschäftigen Ballmer heute allerdings keineswegs nur als Akteur im Profisport. Der ehemalige Microsoft-Chef betreibt mit USA Facts inzwischen auch eine Open Data-Plattform, auf der umfassende Informationen über die Arbeit von diversen Regierungs- und Verwaltungsebenen zusammenfließen. Zu dieser Sache kam Ballmer ein wenig wie die Jungfrau zum Kinde. Eigentlich ging es hier um eine Ausrede, um nach seinem Rückzug aus Microsoft etwas mehr Ruhe bekommen zu können.

Wie er in dem Interview ausführte, sei seine Frau auf ihn zugekommen und meinte, dass er nun ja die Zeit habe, ihr in ihrem ehrenamtlichen Engagement zu helfen. Seit über zehn Jahren setzt sich Connie Snyder Ballmer für behinderte Kinder ein. "Ich war aber etwas müde und sagte: 'Darum sollte sich die Regierung kümmern. Kein privates Geld kann das letztlich lösen - wir zahlen unsere Steuern und die Regierung soll ihre Sache machen.'" Damit ließ ihn seine Frau aber nicht durchkommen.

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Letztlich sei man aber an einen Punkt gekommen, wissen zu wollen, wie viel der gezahlten Steuern tatsächlich an verschiedenen Punkten ausgegeben werden, wodurch behinderte Kinder Vorteile haben. Und wie wird armen Menschen tatsächlich geholfen. Denn dies könne man nicht nur daran festmachen, wie viel Geld in Sozialleistungen gesteckt wird - auch Infrastrukturmaßnahmen oder die Wirtschaftsförderung in bestimmten Regionen und Branchen kann hier eine entscheidende Rolle spielen.

Daher arbeitet Ballmer mit einigen Programmierern daran, Daten aus zahlreichen Quellen aus Bundes-, Staats- und Kommunalebene automatisiert aufzubereiten und leichter zugänglich zu machen. Denn er ist überzeugt, dass auch in der heutigen Zeit konkrete Zahlen das Entscheidende sind. "Fakten werden jederzeit das politische Argument auflösen", so Ballmer. "Immer. Zu hundert Prozent." Man könne mit bestimmten Ansichten oder Vorschlägen einverstanden sein oder nicht - letztlich muss sich aber auch hier alles an den konkreten Zahlen messen und bewerten lassen.
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