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Warum Deutschland bei Glasfaser-Anschlüssen so weit zurückliegt

Der Glasfaser-Ausbau in Deutschland hinkt nicht nur weit hinter dem Ausland her, sondern wird in absehbarer Zeit auch kaum wirkliche Fortschritte machen. Und das hat klare Ursachen, wie eine heute veröffentlichte Untersuchung durch Fraunhofer-Forscher zeigt.
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10.05.2017  13:35 Uhr
Glasfaser-Ranking Glasfaser: Deutschland abgeschlagen

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung haben diese die aktuelle Lage untersucht. Und die Situation ist ernüchternd: In Estland profitieren demnach bereits 73 Prozent, in Schweden 56, in Spanien 53 und in der Schweiz immerhin 27 Prozent der Haushalte von direkt verfügbaren Glasfaseranbindungen. In Deutschland hingegen können lediglich 6,6 Prozent der Haushalte einen Glasfaser-Anschluss buchen - im ländlichen Raum geht der Wert sogar auf 1,4 Prozent zurück.

Grundsätzlich habe es zwar Fortschritte bei der Versorgung in den mittleren Bandbreiten gegeben, doch beruhen diese im Wesentlichen darauf, dass aus den alten Technologien immer noch etwas mehr herausgequetscht wird. An zukunftssicheren Glasfaser-Verbindungen hapert es hingegen. Im OECD-Vergleich bringt es Deutschland so lediglich auf Platz 28 von 32.

Nichtmal die Ziele passen

Und es gibt sehr auffällige Ursachen für diesen Rückstand. So liegt die Zielsetzung der Politik auf EU-Ebene beispielsweise darin, dass bis 2020 jeder Bürger in Europa in der Lage sein soll, mindestens einen Anschluss mit 100 Megabit pro Sekunde im Downstream zu bekommen. In Deutschland gibt man sich noch immer exakt mit der Hälfte dessen zufrieden - wohl auch aus dem Grund, damit der Netzbetreiber mit staatlicher Beteiligung das Ziel ohne Investitionen in einen Glasfaser-Ausbau erreichen kann. Stattdessen wird hier die Vectoring-Technik unterstützt, mit der eine neue Zentralisierung einhergeht.

Wie es besser funktionieren könnte, zeigen die Beispiele Estland und Schweden. Hier setze man für den Netzausbau viel stärker auf die kommunalen Versorger. Diese kennen immerhin ihre Region gut und haben bessere Kontakte zu Behörden und Grundstücksbesitzern, so dass der Ausbau von Glasfasernetzen für diese viel leichter ist als für einen großen, überregionalen Konzern. Die Netze werden anderswo außerdem meist nach dem Open-Access-Network-Ansatz ausgebaut. Das bedeutet, dass die Infrastruktur vom Provider getrennt ist und gleichberechtigt an die diversen Internet-Anbieter vermietet wird.
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