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Google I/O 2021:
Android 12, viel AI und Wear mit Samsung & Fitbit

Google hat auf der Keynote der Google I/O seine aktuellen Pro­jek­te vor­ge­stellt. Wir haben für Euch die wichtigsten Neue­run­gen zu­samm­en­ge­fasst: von Android 12 über Wear und Smart­wat­ches bis hin zu diversen AI-Features für Search, Assistant & Co.
Google
18.05.2021  23:35 Uhr
Von Stefan Möllenhoff
Abgesehen von den unzähligen Neuheiten fand ich auch die Art der Präsentation erfrischend. Statt eine hart durchgestylte Präsentation abzuspielen, hat Google tatsächlich live aus Moun­tain View gestreamt - mit allen Ecken und Kanten, die Live-Produktionen nunmal so mit sich bringen. Es gab hier und dort (sehr) kurze Hakler und Gedenksekunden in der Präsentation und im Ton konnte man den kalifornischen Wind sowie überfliegende Flugzeuge hören.

Darum ging's heute bei der Eröffnungskeynote der Google I/O


Android 12: Ich mach mir die Welt...

Natürlich, Android 12 durfte heute nicht fehlen! Einer der Schwerpunkte lag heute beim De­sign, das jetzt nicht mehr "Material", sondern "Material You" heißt. Nutzer sollen künftig bis­lang ungesehen viele Möglichkeiten haben, ihr Smartphone-Design anzupassen. Das star­tet beim Anlegen von persönlichen Farbpaletten und reicht bis hin zu dem Formen der ein­zel­nen But­tons und Elemente.

Material You: So bunt könnte demnächst auch dein Smartphone aussehen
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Nachdem Apple mit iOS 14.5 jüngst kräftig vorgelegt hatte, war der zweite Schwerpunkt kei­ne große Überraschung: Privacy & Security. Das Herzstück soll hier der so­ge­nann­te Private Com­pute Core sein, der komplett Open Source ist und laut Google dafür sorgt, dass die pri­va­ten Da­ten des Nutzers stets geschützt sein sollen.

So soll sich wohl analog zu iOS der Zugriff von Apps auf Sensoren und Daten künftig besser ein­schrän­ken lassen. Außerdem will Google mehr und mehr Daten lokal auf den Geräten ver­ar­bei­ten, beispielsweise bei der Bild- und Sprach­verarbeitung.

Der dritte große Punkt heißt: Vernetzung. So sollen Notifications oder geschossene Fotos künf­tig einfacher zwischen Android-Smart­phones und Chromebooks synchronisiert wer­den können. Das Smartphone soll auß­er­dem für mehr und mehr Geräte als Fern­be­dien­ung dienen und beispielsweise Fernseher steuern oder Autos öffnen. Konkret nannte Google auf der I/O BMW als Partner, weitere Hersteller sol­len folgen.

Mehr über Android 12 lest Ihr demnächst in einem eigenen Artikel! Und wenn Ihr es gar nicht erwarten könnt, die Design-Features auszuprobieren: Android 12 Beta ab sofort für diverse Smartphones von zwölf verschiedenen Herstellern verfügbar!

Android 12
Ihr findet den Hersteller Eures Android-Smartphones auf diesem Bild? Dann könnt Ihr die Android 12 Beta 1 womöglich schon ausprobieren.


Wear: Google + Samsung + Fitbit = ?

Paukenschlag bei den Smartwatches: Google und Samsung tun sich zusammen und arbeiten künftig bei Wearables zusammen. Geschehen soll dies mit Hilfe einer gemeinsamen Plattform, die aus Tizen und Wear OS hervorgeht.

Die neue "Unified Platform" soll Smartwatches 30 Prozent schneller machen, die Akkulaufzeit verbessern und so weiter und so fort. Was das für die technische Plattform genau bedeutet, werden wir wohl in den kommenden Stunden und Tagen erfahren.

Ich finde die Plattform auf jeden Fall sehr spannend. Wear OS hatte wirklich viele Baustellen und war mit all seinen Ecken und Kanten sowie den vielen Bastellösungen gefühlt Android 2.2 näher als Android 12.

Das überarbeitete Interface setzt nun verstärkt auf Tiles zur Darstellung und soll Neue­run­gen mitbringen wie Turn-by-Turn-Navigation für Google Maps oder das native He­run­ter­la­den von Musik, was nach dem Ende von Google Play Music nur noch über Bas­tel­lö­sun­gen möglich war.

Android 12
Durch die Zusammenarbeit mit Samsung und Fitbit soll das Wear-Ökosystem vielfältiger werden.

Und natürlich ist auch Fitbit am Start, dessen Übernahme Google Anfang des Jahres ab­ge­schlos­sen hat. Fitbit, das Antoine heute trefflich als "das EA der Smartwatches" bezeichnete. Seit 2020 braucht man bei den Fitness-Trackern und Smartwatches des Her­stel­lers näm­lich ein überteuertes Abo, um die Funktionen voll nutzen zu können. Es fehlen wirk­lich nur noch die Lootboxen.

Dennoch wird Googles Wear hoffentlich von den Fitness-Features profitieren. Google Fit war auf den bisherigen Wear-OS-Geräten nämlich wirklich schwach. Außerdem gab Fitbit bekannt, seine Smartwatches künftig mit Wear anzubieten.


LaMDA: Labern mit dem Netz

Dass Google mit Hochdruck an Sprachmodellen arbeitet, ist kein Geheimnis. Dennoch gab es auf der Google I/O 2021 wieder ein paar spannende Demos zu sehen.

Das Dialog-Modell LaMDA soll natürliche Unterhaltungen ermöglichen; und zwar nicht nur mit dem Google Assistant, sondern mit allen möglichen Dingen.

Auf der Keynote sahen wir beispielsweise eine Unterhaltung mit Pluto (dem Zwergplanet), der sich ein wenig depressiv darüber ausließ, er würde von den Menschen nur als un­wirk­lich­er Eisblock am Rande des Sonnensystems wahrgenommen und zähle nicht einmal als rich­ti­ger Planet.

Hatte was von Marvin aus Per Anhalter durch die Galaxis. Etwas fröhlicher war dann schon der Papierflieger, der über seine weitesten Flüge und wichtigste Eigenschaften (große Trag­flächen, steifes Papier!) berichtete, aber auch über eine unangenehme Begegnung mit einer Pfütze.

Google I/O 2021
Von wegen kalt: Pluto ist offenbar doch recht feinfühlig

Künftig soll LaMDA nicht nur auf Text, sondern auch auf multimediale Inhalte trainiert wer­den, also Audio, Videos, Bilder oder Konzepte wie Wetter oder Orte. Ein Nutzer soll dann bei­spiels­wei­se ein Video fragen können: "Zeige mir die Stelle, wo ein Löwe vor der un­ter­ge­hen­den Sonne brüllt" und direkt zur entsprechenden Stelle gelangen.

Web Search mit mehr AI

Natürlich soll auch die Websuche von LaMDA profitieren und interaktiver werden. Außerdem will Google künftig die Informationsverarbeitung verbessern. Eine tragende Rolle spielt hier ein Modell namens MUM; das Multitask Unified Model.

Das Besondere an MUM ist, dass Informationen unabhängig von Medium und Sprache ver­ar­bei­tet werden. Beispiel aus der Präsentation: Der Nutzer fragt mit einem Foto von sei­nen Wanderschuhen: "Kann ich damit auf den Mt. Fuji klettern?" und bekommt als Ant­wort "Ja", gefolgt von einer Packliste für die Tour.

Als Quelle dienen dabei nicht nur englische, sondern beispielsweise auch japanische Inhalte, die Google dann direkt übersetzt.

Google I/O 2021
Google will künftig auch komplexere Suchanfragen verstehen, in denen beispielsweise verschiedene Dinge verglichen werden

Ein weiterer wichtiger Punkt im Zeitalter der Desinformation: Künftig soll es in Such­er­geb­niss­en einfacher sein, mehr über die Quelle zu erfahren. Wer in den Suchergebnissen auf einen Button klickt, bekommt beispielsweise Hintergrundinformationen zur fraglichen Web­sei­te, etwa das Gründungsjahr (WinFuture, 21.05.2000) oder Bewertungen und al­ter­na­ti­ve Quellen.

Dieses Feature zur "Information Credibility Evaluation" soll noch in diesem Monat für eng­lisch­spra­chi­ge Suchergebnisse ausgerollt werden.

Google Maps: mehr Details auf Karten

Für Google Maps gab es ebenfalls ein paar kleine Updates. So sollen die Karten künftig genauer werden und auch Zebrastreifen, Verkehrsinseln & Co. anzeigen. Diese "Detailed Street Maps" sollen dieses Jahr in 50 Städten verfügbar werden.

Die Live-View-Navigation bekommt außerdem virtuelle Straßenschilder, zeigt Hotels oder Se­hens­wür­dig­kei­ten an und funktioniert auch Indoor (z. B. in Flughäfen oder Bahnhöfen). Die In­door-Live-View-Navigation soll diese Woche in Zürich und diesen Monat in Tokio starten.

Google I/O 2021
Karten in Google Maps sollen künftig mehr Details beinhalten, beispielsweise Verkehrsinseln oder Zebrastreifen.

Ebenfalls neu: Künftig lässt sich nicht nur gucken, wie viel in bestimmten Geschäften los ist - Google Maps zeigt auch an, ob in bestimmten Stadtteilen gerade der Bär steppt. Die so­ge­nann­te "Area Busyness" soll in den kommenden Monaten ausgerollt werden.

Außerdem will Google bei der Navigation auch umweltfreundliche und sichere Strecken anbieten, die besonders spritsparend sind respektive gefährliche Straßen vermeiden.

Google Shopping Graph

Analog zum Knowledge Graph hat Google den Shopping Graph vorgestellt, der viele Da­ten­punk­te miteinander kombiniert. So will Google beispielsweise Preise, Er­fah­rungs­be­rich­te oder Be­wer­tun­gen miteinander kombinieren.

Gleichzeitig versucht Google, mehr Händler und Shops anzuziehen, die ihre Angebote in den Shopping Graph integrieren möchten.

Google I/O 2021
In Online-Shopping steckt viel Kohle. Kein Wunder, dass Google hier aufstocken möchte.

Auch für die User soll es künftig mehr Kontaktpunkte geben. Künftig soll das Einkaufen über Google Lens einfacher klappen, und YouTube-Videos preisen besprochene Produkte direkt zum Kauf an. Zu guter Letzt merkt sich Chrome offene Einkaufswägen von diversen Web­sei­ten und ermahnt Euch zum Kauf, gerne auch in Kombination mit Gutscheinen und Angeboten.

Google Photos wühlt noch mehr in deinen Erinnerungen

Der übliche "Fun Fact" aus der Präsentation: Aktuell speichert Google Photos vier Billionen Fotos und Videos. Um die ganzen einmal geknipsten und nie wieder angeschauten Daten wiederzubeleben, hat sich Google ein weiteres Highlights-Feature ausgedacht.

Mit "Little Patterns" sucht Google nach Gemeinsamkeiten in der diversen Accounts und ver­sucht, kleine Geschichten zu erzählen.

In der Präsentation haben wir beispielsweise die Weltreise eines orangenen Rucksacks ge­seh­en, der auf vielen Fotos und Videos eines Google-Angestellten zu sehen war. Oder eine Fa­mi­lie, die jahrelang immer auf der gleichen Couch herumgammelte.

Google I/O 2021
Live, aber im ganz kleinen Rahmen. Hier geht's gerade darum, wie sich die Fotos vom neuen Welpen vor den Kindern verstecken lassen, solange die noch nichts davon wissen

Und sonst? Mit "Cinematic Moments" verwandelt Google Photos außerdem künftig mehrere unmittelbar hintereinander geschossene Fotos durch Zwischenbildberechnung in kurze Vi­deo­clips. Private Fotos und Videos lassen sich künftig in einem versteckten Verzeichnis si­cher ver­wah­ren und vor neugierigen Blicken und anderen Apps verstecken.

Microsoft Google Teams: Smart Canvas

Es war ein "Boah bin ich alt"-Moment, als Sundar Pitchai Google Docs und Sheets zum 15. Geburtstag gratulierte. Im nächsten Atemzug stellte der Alphabet-CEO dann Smart Canvas vor, das irgendwo zwischen Microsoft Teams und diversen anderen Project-Management-Tools rangiert. Es gibt Roadmaps mit To-Do-Listen, Brainstorming-Pools, Umfragen und so weiter.

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Mit Smart Canvas bringt Google ein Projektmanagement-Tool an den Start.

Schließlich haben die Meet-Calls noch ein paar Updates bekommen. Dokumente lassen sich hier nun nativ teilen. Außerdem gibt es eine Möglichkeit, auch in einem Raum sitzend sinnvoll an einem Call mit externen Gästen teilzunehmen - ohne Echo & Co., hoffentlich zumindest.

Außerdem sollen sich künftig die Ansichten auch besser anpassen lassen, sodass man wäh­rend einer Präsentation auch die Gesichter und Reaktioenn der Zuhörer sehen kann, wenn man das denn möchte.

Weitere Features im Überblick

  • Der Google-Passwortmanager wird besser. Passwörter lassen sich von anderen Pass­wort-Managern Importieren und besser über Chrome, Android und Apps hinweg syn­chro­ni­sie­ren. Außerdem gibt es einen Alarm, sobald ein bestimmter Account kom­pro­mit­tiert wurde.
  • Künftig wird es einfacher, den Verlauf in diversen Apps zu löschen, beispielsweise bei Google Maps oder in der Google Suche.
  • Google überarbeitet seine Computational-Photography-Algorithmen, um People of Color besser abzubilden. In der Vergangenheit waren die Algorithmen besser darin, hellhäutige Menschen abzubilden. Dieses Bias soll nun verschwinden.
  • Google hat eine schnellere Tensor Processing Unit vorgestellt, die gegenüber der vor­he­ri­gen, dritten Generation doppelt so schnell arbeiten soll. Die TPUs sind spe­zia­li­sier­te Re­chen­einheiten für AI-Aufgaben.
  • Project Starline ist ein Blick in die Zukunft der Videotelefonie. Hochauflösende Kameras und Tiefenkameras nehmen die Gesprächspartner auf und erzeugen detaillierte 3D-Mo­del­le. Dargestellt werden diese dann auf einem 3D-Lichtfeld-Display, das in der Dar­stel­lung wohl Hologrammen recht nahe kommen dürfte.

Hardware hat Google auf der diesjährigen Google I/O nicht vorgestellt. Ein Pixel 5a 5G gab es ebensowenig wie neue Pixel Buds oder eine Pixel Watch. Wie findet Ihr denn die Neuerungen? Freut Ihr Euch auf Android 12 und könnt es kaum erwarten, mit Pluto zu spre­chen? Oder fandet Ihr die Vorstellung eher ziemlich lahm?

Hier findet Ihr noch einmal die Aufzeichnung der Eröffnungskeynote von der Google I/O:

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Dieser Beitrag ist am 18.05.2021 im Original unter dem Titel "Google I/O 2021: Android 12, viel AI und Wear mit Samsung & Fitbit" auf Nextpit.de erschienen. Hat er euch gefallen? Dann schaut doch bei unseren lieben Kollegen von Nextpit.de vorbei und findet weitere großartige Inhalte wie diesen!
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