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Parler: "Rechtes Twitter" gehackt und das könnte Folgen haben

Noch-US-Präsident Donald Trump wurde nach dem Sturm seiner An­hän­ger auf das Kapitol auf praktisch allen relevanten Social-Media-Platt­formen gesperrt, seine Fans wandten sich deshalb der rechten Twitter-Alternative Parler zu. Doch diese erlebt nun eine Art Super-GAU.
11.01.2021  15:53 Uhr
Bisher war Parler ein Sammelbecken für Trump-Unterstützer, Verschwörungsspinner, Rechte und Rechtsextreme, das soziale Netzwerk schrieb sich absolute "Meinungsfreiheit" auf die Fahnen. Offiziell verboten war nur offen Illegales, in der Praxis wurden aber auch linke und liberale Meinungen auf Parler nicht geduldet - Mordaufrufe hingegen schon. De facto war Parler ein Trump-Fanklub und dorthin zogen viele Nutzer auch nach den jüngsten Vorkommnissen um. Doch mit der neuen Prominenz und dem Nutzerzuwachs kamen auch neue Probleme, denn die offene Hetze auf Parler führte dazu, dass Apple und Google den Dienst aus ihren Stores warfen. Der Todesstoß folgte dann etwas später, denn heute Morgen kündigten die Amazon Web Services (AWS) Parler, damit verschwand das Netzwerk auch mehr oder weniger komplett aus dem Netz.

Oder sagen: eher mehr als weniger. Denn kurz vor dem Aus (ein rasches Ende der Zwangspause ist nicht zu erwarten) von Parler ist es Hackern gelungen, satte 70 Terabyte an Daten zu erbeuten und zu archivieren. Das Brisante dabei: Der Umfang ist gewaltig und das nicht nur in Bezug auf die schiere Größe des Datensatzes. Darunter sind u. a. (gelöschte) Beiträge, persönliche Informationen, Standorte, Videos, Bilder u.v.m.

Peinlich für die Betreiber - strafrechtlich relevant für Nutzer

Details dazu sind auf Reddit zu finden und das Ganze ist regelrecht abenteuerlich, weil es so einfach ging. Zunächst konnten die Angreifer massenweise Admin-Konten anlegen. Alleine das Wissen, welchen Dienst Parler verwendet (dank einer Panne bei Twilio), genügte, um neue Nutzer anzulegen, in weiterer Folge ließen sich die Admin-Konten fast mühelos anlegen.

Diese Admin-Rechte erlaubten es den Hackern, auch an bereits gelöschte Beiträge zu kommen. Denn diese wurden nicht wirklich gelöscht, sondern im Prinzip nur auf unsichtbar gestellt. Das könnte Ermittlungsbehörden interessieren und für einige Nutzer strafrechtliche Folgen haben: Denn kurz nach dem Sturm auf das Kapitol haben einige Anwender Beiträge auf Parler gelöscht - bzw. wie sich nun herausstellt eben nicht.

Die Behörden dürften noch viel Spaß mit den Daten haben: Denn in den Bildern und Videos wurden die Metadaten mitgespeichert. Die Parler-Mitglieder dachten auch, dass ihre Informationen in sicheren Händen sind. Sie vertrauten Parler und luden, um sich als "Verified Citizen" zu registrieren, dafür ihre Führscheine hoch. Das bedeutet: Nutzer mit strafrechtlich relevanten Beiträgen sind deshalb teilweise besonders einfach mit Foto-Ausweis zu identifizieren.
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