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US-Embargo gegen Huawei:
China-Chiphersteller SMIC gerät unter Feuer

Nachdem die USA Huawei mit ihren erweiterten Sanktionen praktisch den Hahn zugedreht haben, was die Möglichkeiten des Konzerns für den Ein­kauf von Prozessoren aus seiner eigenen Entwicklung angeht, nehmen die US-Behörden Huawei jetzt auch den letzten Strohhalm, an den man sich klammern konnte.
Huawei
29.09.2020  11:26 Uhr
Das US Commerce Department verhängte laut Bloomberg jüngst Export-Beschränkungen gegen SMIC, den größten Chiphersteller Chinas. Die Semiconductor Manufacturing In­ter­na­tio­nal Corporation (SMIC) landete zwar nicht auf der sogenannten "Entity List", die es US-Firmen verbietet, Handel mit Huawei und einigen anderen chinesischen Partnern zu treiben, doch müssen US-Hersteller bald dennoch eine Lizenz beantragen, wenn sie ihre Produkte an SMIC liefern wollen.

USA fürchten militärische Verwendung von SMIC-Chips

Als Grund für diese Entscheidung, die im Grunde die gleichen Folgen hat wie das Vorgehen gegen Huawei, nannte die US-Regierung das "unakzeptable Risiko einer Verwendung für militärische Zwecke". Gemeint ist damit, dass die von SMIC mit Hilfe von US-Technologie produzierten Produkte unter Umständen schnell für militärische Zwecke verwendet, also SMIC-Chips zum Beispiel in Waffensystemen eingesetzt werden könnten.

Genau wie alle anderen Chiphersteller nutzt auch SMIC für die Entwicklung und Produktion der in seinen Werken gefertigten Chips vor allem Software und Maschinen von US-Herstellern, da diese den Markt dominieren und kaum alternative Anbieter existieren. Der Lizenzzwang für US-Firmen, die SMIC beliefern wollen, betrifft auch die Wartung und Pflege der Fertigungsanlagen und Updates für die von dem Unternehmen verwendeten Systeme.

Sanktionen legen Produktion auf Dauer lahm

Für SMIC ergibt sich aus den Sanktionen der USA also das Problem, dass man nicht nur keine neuen Anlagen mehr erhalten kann, sondern die bestehenden Fertigungsstraßen nicht mehr im üblichem Umfang gewartet werden können, weil Ersatzteile und Updates fehlen. Dies dürfte natürlich drastische Folgen für die Fähigkeit des Unternehmens zur Fertigung von Chips haben, vor allem wenn es um fortgeschrittene Technologien geht.

Aktuell produziert SMIC vor allem SoCs im 14- und 28-Nanometer-Maßstab und hinkt deshalb technologisch im Vergleich zu TSMC mit seinen 5- und 7-Nanometer-Chips einige Generationen hinterher. Dennoch war SMIC bis vor kurzem die letzte Möglichkeit für Huawei, die von seiner Chipsparte HiSilicon entwickelten Kirin-SoCs produzieren zu lassen.

So lief dort bis zuletzt der Kirin 710A vom Band, bei dem es sich um einen zuvor bei TSMC im 12-Nanometer-Maßstab und zuletzt eben in 14nm bei SMIC gefertigten Octacore-SoC für Smartphones und Tablets der Einsteiger- und Mittelklasse handelt. Schon vor der Einführung der Sanktionen gegen SMIC hatte das Unternehmen die Lieferungen dieses Prozessors an Huawei gestoppt - um selbst einem Embargo vorzubeugen. Geholfen hat es offenbar nicht.
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