Die Drohung Facebooks, sich aus dem europäischen Markt zurückzuziehen, wenn Datenschutzstandards durchgesetzt werden, ist offensichtlich nach hinten losgegangen. Der Konzern rudert jetzt zurück und will nicht auf mehrere hundert Millionen Nutzer verzichten.
"Natürlich wollen wir in Europa nicht zumachen", erklärte
Facebook-Manager Nick Clegg jetzt während einer Anhörung zur EU-Politik in dem Segment. "Der Grund dafür ist, dass wir weiterhin den Kunden und kleinen sowie mittelgroßen Unternehmen in Europa zu Diensten sein wollen", führte er laut einem Bericht von
TechCrunch weiter aus. Das bedeutet, dass der Konzern hier auf einem extrem lukrativen Markt aktiv ist und der Wegfall der Werbeeinnahmen einen extremen Einschnitt in den Bilanzen darstellen würde.
Zuvor hatte seine Kollegin Yvonne Cunnane noch erklärt, dass man einen Weiterbetrieb von Facebook und Instagram nicht gewährleisten könne, wenn es seitens der EU kein Entgegenkommen in Sachen Datenschutz gibt. Dabei ging es insbesondere darum, dass aktuell die Übermittlung und Verarbeitung von Nutzerinformationen in die USA faktisch untersagt sind, nachdem ein Abkommen, das diese regelte, vom Europäischen Gerichtshof für nichtig erklärt wurde.
Ganz selbstlose Lobbyarbeit
Es dürfte aber auch bei dem US-Konzern angekommen sein, dass er kaum damit rechnen kann, dass sich die europäischen Internet-Nutzer hinter das
Social Network stellen würden, wenn der Konflikt sich zuspitzt. Die Reaktionen auf die Drohung reichten eher von Gleichgültigkeit bis zu ermunternden Aufforderungen, die Plattform doch bitte dichtzumachen.
Clegg versucht daher nun, die Lobbyarbeit Facebooks als selbstlosen Akt hinzustellen. Eine starke Regulierung der Datennutzung hätte nicht nur Effekte auf die Plattformen Facebooks, sondern auch auf unzählige andere Unternehmen, die weniger in der Öffentlichkeit stehen. "Wir versuchen das zu verhindern", sagte er. Und das mit der Drohung sei lediglich ein Missverständnis gewesen.
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