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Senf dazu: Apple und Google sind Goliath, aber Epic ist nicht David

Epic Games hat einen (auch juristischen) Großangriff auf Apple und Google gestartet. Der Fortnite-Macher inszeniert sich hier als Robin Hood oder biblischer David, der die Monopolisten, die Entwickler und Nutzer ausbeuten, eines auswischen will. Doch so einfach ist es nicht.
14.08.2020  13:15 Uhr
Gestern hat Epic Games einen zweifellos von langer Hand vorbereiteten "Coup" gegen die beiden großen App Store-Betreiber dieser Tage, also Apple und Google, gestartet. Denn man hat seine neue Zahlungsmethode "Epic Direct Payment" gestartet und hat dabei ohne jeden Zweifel gewusst, dass man damit nicht nur einen Rauswurf aus dem Apple App Store und dem Google Play Store riskiert, sondern diesen herausfordert.

Lange vorbereitete PR-Aktion

Zu dieser gut geplanten PR-Aktion (denn nichts anderes ist das) gehörten auch vorab vor­bereitete Klagen gegen Apple und Google, denn natürlich wusste Epic, dass die beiden kali­fornischen Konzerne einen so klaren Verstoß gegen die Richtlinien nicht hinnehmen können. Mehr noch: Epic hat dazu einen kurzes Video vorbereitet, das Apples legendären "1984"-Werbespot "parodiert".

Epic Games trollt Apple mit einem "1984" Fortnite-Video
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Die Werbung, mit dem seinerzeit der erste Macintosh angekündigt wurde, ist natürlich eine Anspielung auf George Orwells Überwachungsdystopie 1984. Schon damals wurde diskutiert, ob der 1949 erschienene Roman als Grundlage für einen Werbespot taugt ("Big Brother" und Bösewicht war damals IBM), doch Epics Version führt das Ganze aber endgültig ad ab­sur­dum.

Das gestern Abend innerhalb von Fortnite gezeigte "Epic-1984" -Video, auf das die meisten zumeist jungen Fortnite-Spieler übrigens mit einem "Hä? Was soll das sein?" reagierten, ist aus gleich mehrfacher Hinsicht eine Verhöhnung von Orwell und seiner Botschaft gegen Überwachung und Totalitarismus - schon alleine deshalb, weil der chinesische Megakonzern Tencent eine 40-Prozent-Beteiligung an Epic hält.

Apples legendärer Werbespot "1984" zum ersten Macintosh
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Nun kann man sicherlich darüber streiten, wie nahe Tencent der chinesischen Regierung steht und welche Folgen das hat, das Ob selbst steht hier aber außer Frage. Man kann auch abseits von Tencent die Kernbotschaft von 1984 in Frage stellen, denn auch gegen Epic gab und gibt es Vorwürfe, es in Sachen Nutzerdaten nicht ganz so eng zu sehen.

Epic ist so kapitalistisch wie Apple und Google

Unabhängig davon ist die Selbstinszenierung Epics als Kämpfer für das Gute, die Ge­rechtigkeit, sowieso und überhaupt kaum ernst zu nehmen. Denn auch Epic ist ein Konzern, der viel Geld hat und der mehr oder weniger (un)saubere Methoden einsetzt, um Konkurrenten auszustechen.

Selbstlos ist Epic jedenfalls nicht: So lockt das Unternehmen seit dem Start seines Games Store Entwickler mit viel Geld, damit diese dort ihre Spiele exklusiv anbieten. Das ist zwar alles andere als unmoralisch oder gar unethisch, macht aber das aktuelle "Wir machen das alles nur zum Wohle der Spieler"-Argument doch weniger glaubhaft.

Nicht falsch verstehen: Die hier geäußerte Kritik soll Apple und Google nicht unbedingt verteidigen. Denn die beiden Konzerne ver­halten sich in ihren Stores tatsächlich immer wieder wie waschechte Monopolisten, viele Richt­linien sind unfair und sogar ausbeuterisch. Doch gezwungen wird keiner, im App oder Play Store mitzumachen. Sich zunächst dort breit­zumachen und dann auf Kon­fron­tations­kurs zu gehen, ist nicht unfair von Apple und Google, sondern von Epic. Spieler sollten also nicht auf die Store-Betreiber sauer sein, sondern auf den Fortnite-Macher.

Denn es geht auch darum, dass Epic um nichts besser ist als Apple und Google. Epic greift die Konkurrenz nicht zum Wohle der Kunden an, nein, Epic greift sie ausschließlich zum Wohle von Epic an.

Anders gesagt: Es gibt hier - wie so oft im Leben - kein einfaches Gut gegen Böse oder David gegen Goliath. Es geht um Macht dreier Konzerne. Epic hat kein Problem mit Monopolisten - man wäre selbst gerne einer.

Dessen sollten sich vor allem auch die Spieler bewusst sein, bevor sie sich vor den Karren einer Konzern-Agenda spannen lassen. Epic ist hier weder gut noch böse - wie auch Apple und Google. Sie alle wollen letztlich nur einen zufriedenstellen: den Anleger.

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