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US-Embargo gegen Huawei: Qualcomm will Ersatz-CPUs liefern

Der US-Chipkonzern Qualcomm versucht, die US-Regie­rung unter Trump dazu zu bringen, dem Unternehmen die Möglichkeit zu geben, Huawei mit Prozessoren zu versorgen. Dabei bedient man sich of­fenbar einer Mi­schung aus patriotischen und wirtschaftlichen Argumenten.
Huawei / WinFuture
10.08.2020  10:24 Uhr
Wie das Wall Street Journal unter Berufung auf eine von Qualcomm in Regierungskreisen verbreitete Präsentation berichtet, versucht der weltgrößte Lieferant von Smartphone-Modems und CPUs, die zuständigen Stellen dazu zu bewegen, das US-Embargo gegen Huawei zumindest in bestimmten Bereichen aufzuweichen. Qualcomm behauptet unter anderem, dass die Sanktionen langfristig nicht dafür sorgen werden, dass Huawei die für seine Produkte benötigten Komponenten beschaffen kann. Stattdessen riskiere man nur, Qualcomms Konkurrenten aus dem Ausland Bestellungen von Huawei im Wert von Milliarden Dollar zuzuschanzen. Insgesamt sollen so Einnahmen von rund acht Milliarden Dollar an ausländische Auftragnehmer fließen, statt an das US-Unternehmen Qualcomm.

Huawei kann seine eigenen SoCs nichtmal mehr fertigen lassen

Die US-Regierung hatte ihr Embargo im Mai noch einmal verschärft und damit dafür gesorgt, dass Huawei seine aus eigener Entwicklung stammenden Smartphone-Prozessoren nichtmal mehr bei externen Anbietern fertigen lassen zu können. Inzwischen hat man deshalb bereits in Aussicht gestellt, dass das Huawei Mate 40 die letzte Reihe von Smartphones mit Huaweis eigenen High-End-SoCs sein wird.

In die so entstandene Lücke will Qualcomm nun mit seiner Lobbyarbeit vorstoßen, um Huawei mit seinen Prozessoren zu versorgen. Da Huawei noch immer zu den weltgrößten Smartphone-Anbietern gehört und die Statistik teilweise sogar anführt, winken Qualcomm tatsächlich Umsätze in Milliardenhöhe. Aktuell ist Qualcomm mit dem Snapdragon 865(+) praktisch der einzige Anbieter von wirklich leistungsstarken High-End-CPUs für Android-basierte Smartphones, da Samsung immer stärker ins Hintertreffen geraten ist und Huawei seine Produkte nicht mehr bauen lassen kann.

Qualcomms Problem ist, dass Huawei auf der sogenannten Entity List des US Commerce Department steht, so dass man eine Art Lizenz der US-Regierung benötigt, um Huawei mit seinen Produkten zu beliefern. Bisher war Huawei einer der größten Kunden von Qualcomm, da der US-Hersteller neben diversen Komponenten für Smartphones auch Chips für Mobilfunk-Basisstationen und andere Huawei-Produkte lieferte.

Mittlerweile ist dies nicht mehr möglich, so dass Qualcomm mit seiner Lobbyarbeit verhindern will, dass Konkurrenten wie MediaTek und Samsung von einer möglichen Zusammenarbeit mit Huawei profitieren. Unter anderem drohe durch die Exportbeschränkungen für US-Unternehmen auch eine Verschiebung des Technologievorteils beim 5G-Mobilfunk von den USA in andere Länder, warnt Qualcomm.
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