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Auto-Industrie:
Corona treibt die Strukturkrise zu schnellerer Lösung

Mit der Elektromobilität könnte es demnächst ziemlich schnell gehen. Die Corona-Krise sorgt dafür, dass die schon länger bestehende Struktur­krise in der deutschen Automobilbranche in Richtung einer Lösung gedrängt wird.
Nadine Dressler
13.07.2020  15:30 Uhr
Obwohl schon lange von der Notwendigkeit einer Verkehrswende die Rede ist, haben die Automobilkonzerne in Europa ihre Fertigungskapazitäten in den letzten Jahren immer weiter hochgetrieben und mit allen möglichen Methoden auch noch immer mehr Autos verkauft. Mehrmals kratzte man so in Deutschland beispielsweise an der Marke von 6 Millionen verkauften Neuwagen im Jahr. Dass es so nicht ewig weitergeht, ist im Grunde klar: Die Auflagen zugunsten von Umwelt- und Klimaschutz gingen immer weiter nach oben und die Elektrowende ist auch seit Jahren absehbar. Der große Einbruch kam nun aber - ausgelöst durch die Corona-Krise - schneller als gedacht. In diesem Jahr rechnet das in Duisburg ansässige Center Automotive Research (CAR) laut einem Bericht der Welt noch mit 3,4 Millionen verkauften PKW. Und man rechnet beim CAR keineswegs damit, dass die Nachfrage noch einmal signifikant steigen wird - vor allem nicht die nach Verbrennern.

Mehrere Werke zuviel

"Nach unserer Einschätzung kostet die Krise in Deutschland gut 100.000 Arbeitsplätze in der Automobil- und Zulieferindustrie", sagte CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer. In Europa werden es noch mehr sein. Hier geht man im Allgemeinen davon aus, dass es allein schon fünf bis sechs komplette Autowerke zu viel gibt. Hinzu kommen natürlich noch die zahlreichen Zulieferer jeder Größenklasse.

Die Elektromobilität wird es ohnehin mit sich bringen, dass sehr viel weniger Leute benötigt werden. Beschäftigt die Autoindustrie im Kern hierzulande aktuell rund 830.000 Menschen, werden allein durch die Umstellung auf Elektroantriebe bis 2030 rund 15 bis 20 Prozent dieser Stellen wegfallen, so Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM). Er geht davon aus, dass die Autokonzerne versuchen, dem mit einer Konzentration der Wertschöpfung im eigenen Unternehmen entgegenzuwirken.

Antriebsstränge und Software könnten dann wieder Eigenproduktionen sein und nicht wie jetzt ein Zukauf. Entsprechend muss man von allem in der Zulieferindustrie mit Problemen rechnen. Dass dies ein realistisches Szenario ist, zeigt der Elektro-Vorreiter Tesla, der nahezu alle Fertigungsbereiche in den eigenen Fabriken vorhält.

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