China steht kurz davor, seinen neuen Fusions-Reaktor in Betrieb zu nehmen. An dem HL-2M Tokamak hat das Experimental Advanced Superconducting des Landes seit 2006 am Tokamak gearbeitet und will nun endlich den großen Schritt wagen.
Im letzten März hatte die China National Nuclear Corporation noch die Wasserstandsmeldung veröffentlicht, dass die Bauarbeiten an dem System noch in diesem Jahr abgeschlossen werden sollen. Und das wurde auch geschafft. Im Juni hatte man mit der Installation der Magnetspulen begonnen und arbeitete sich nach und nach in die Feinheiten des Innenaufbaus vor. Jetzt ist man soweit gekommen, dass die Testläufe beginnen können, berichtete das US-Magazin
Newsweek.
Das grundlegende Problem bei der Konstruktion eines Fusions-Systems liegt in der Struktur des inneren Magnetfeldes, mit dem später das Plasma frei schwebend im Inneren des Systems gehalten werden muss. Denn damit es zu einer Kernfusion kommt, müssen die Teilchen sich durch eine extrem hohe Energie sehr schnell bewegen. Nur so stoßen sich zwei positiv geladene Kerne nicht ab, sondern kollidieren und verschmelzen. Das Plasma weist dabei Temperaturen auf, die so hoch sind, dass man es nicht einfach in einen Behälter aus Feststoffen packen könnte - denn es gibt schlicht kein Material, das solchen Energien standhalten würde.
Wieder ein Schritt voran
In dem HL-2M Tokamak der Chinesen sollen zukünftig Temperaturen von bis zu 200 Millionen Grad Celsius erreicht werden. Das ist 13 Mal mehr als im Inneren der Sonne. In anderen Fusions-Experimenten ist es auch durchaus schon gelungen, Plasma mit zumindest annähernden Energien zu erzeugen. Allerdings diente dies in erster Linie der Erforschung der Vorgänge, die bei solchen Temperaturen überhaupt auftreten.
Das chinesische System ist von Grund auf darauf ausgerichtet, schon einen Schritt weiterzugehen. Das Magnetfeld kann hier laut Konzept so flexibel variiert werden, dass es auch möglich wäre, die entstehenden Energien nach Außen abzuleiten. Allerdings ist auch das kein Selbstläufer und die Forscher werden sich langsam an die Prozesse herantasten müssen, mit denen sich nicht nur ein stabiles Magnetfeld aufbauen, sondern ein Wärmefluss regeln lässt. Die Ergebnisse dessen werden die globale Szene der Fusions-Forscher aber mit Sicherheit weiter beflügeln. Bis die Fusion aber wirklich für die kommerzielle Energieerzeugung genutzt werden kann, ist es noch ein weiter Weg.