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Google Stadia ausprobiert: So gut ist der Spiele-Streaming-Dienst

18.11.2019  18:00 Uhr

Der Stadia Controller: Ein schönes Stück Hardware wartet auf Features

Käufer der Founder's und Premiere Edition warten derzeit gespannt auf ihr Starterpaket und somit auch auf den neuen Stadia Controller. In unserer Hands-On-Zeit bei Google hinterließ das Gamepad bei uns einen durchaus positiven Eindruck. Die Verarbeitung ist den Kon­kur­ren­ten für die Xbox One, PlayStation 4 und dem Pro-Controller der Nintendo Switch eben­bür­tig. Obwohl wir an Controller mit asymmetrisch angeordneten Analog-Sticks gewöhnt sind, war die Umstellung auf die parallele Po­si­tio­nie­rung für uns kein Problem. Ge­wöh­nungs­be­dürf­tig ist hingegen die Platzierung des Google Assistant-Buttons und dem für Screen­shots sowie Video-Aufnahmen. In unseren ersten Schritten in Destiny 2 wurde reflexartig eher der Sprachassistent anstelle des Menüs aufgerufen. Hier wird es wohl einige Stunden dauern, bis die Button-Anordnung in Fleisch und Blut übergehen wird.
Google Stadia
Der neue Stadia Controller in der exklusiven Night-Blue-Version für Founder

Frustrierend könnte es in der Anfangsphase sein, dass sich hinter den speziellen Stadia-But­tons nur sehr wenige Funktionen verbergen. Features wie das direkte Streamen zu You­Tube, das Teilen von Spielständen mit Freunden oder Ingame-Hilfestellungen durch den Sprach­as­sis­ten­ten stehen zum Start von Stadia noch auf der To-Do-Liste der Google-Ent­wick­ler und werden erst im Laufe des nächsten Jahres eingeführt. Parallel dazu ist ein ka­bel­lo­ser Betrieb des Stadia Controller bisher nur in Verbindung mit einem Chromecast Ul­tra am Fernseher möglich. Alle anderen Geräte, auch Smartphones und Tablets, müssen per Kabel mit dem Gamepad verbunden werden. Viele Spieler werden also wahrscheinlich direkt zu Beginn auf einen Wireless-Xbox-Controller oder den Dualshock 4 der PlayStation ausweichen.

Eventueller Knackpunkt: Die Preise der Spiele könnten Gamer abschrecken

Zu welchem Preis die 22 Launch-Titel abseits der kostenlosen Spiele Destiny 2 und Samurai Shodown angeboten werden, ist noch immer nicht bekannt. Im Gespräch erklärte Google, dass die Preise von den Publishern gesetzt werden und sie sich in etwa auf Konsolen-Niveau befinden. Nun bleibt die Frage offen, ob Nutzer bereit sind 50 bis 70 Euro für ein Spiel aus­zu­ge­ben, welches sie nur mit einer entsprechend guten Internetverbindung spielen kön­nen. Der Online-Zwang ist zwar bereits in Single-Player-Spielen angekommen, doch die Band­brei­te wäre in diesem Fall für klassische Plattformen nicht unbedingt relevant. Die Entwicklung der Preispolitik bleibt abzuwarten. Ein "Für den PC kaufen und auch auf Stadia zocken"-Programm steht zudem weiterhin ganz oben auf unserer Wunschliste.

Google Stadia
Auszug aus aktuellen und kommenden Spielen für Google Stadia

Dead on Arrival? Publisher und die Entscheidung gegen Cross-Plattform-Gaming

Gerade bei Multiplayer-Titeln und MMORPGs wie Ghost Recon Breakpoint, GRID, The Division 2 oder Destiny 2 dürfte Google Stadia anfangs seine Probleme haben. Bungie integriert Stadia zwar in die "Cross Save"-Funktion, womit Destiny 2-Charaktere von Steam oder den Konsolen auf Googles Spiele-Streaming-Plattform umziehen können, doch wird man auf den Stadia-Servern von Destiny 2 keine PC- oder Konsolen-Spieler antreffen. In unserem Ge­spräch wurde der schwarze Peter schnell den Entwicklern zugeschoben. Man selbst würde die Voraussetzungen für Cross-Plattform-Gaming erfüllen, allerdings soll es in der Hand der Spie­le­stu­dios liegen, dieses in ihre Titel zu integrieren.

Google Stadia
Cross-Plattform oder bleibt man auf den Stadia-Servern unter sich?

Kurz gesagt: Bietet ein Multiplayer-Titel kein Crossplay, könnte die Suche nach Mitspielern und vor allem auch nach deutschsprachigen Gamern deutlich länger dauern als auf den etablierten Plattformen. Ob Stadia eine ähnlich große Community aufbauen kann wie die Konkurrenten Sony und Microsoft, wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen. In jedem Fall orientieren sich viele Spieler daran, mit welchem System ihre Freunde in FIFA, Fortnite und Co. unterwegs sind. Und in diesen Fällen werden PC, Xbox, PlayStation und Nintendo Switch noch lange dominieren.

Unser erstes Fazit zu Google Stadia: Das Potenzial ist da!

In unserer kurzen Zeit mit Stadia wurden einige unserer Bedenken gegenüber der Spie­le-Strea­ming-Platt­form beseitigt, andere hingegen verschärft. Technisch hinterlässt Googles zukunftsweisender Cloud-Service für Games einen guten ersten Eindruck. Subjektiv em­pfun­de­ne, geringe Latenzen, ein ruckelfreies Gameplay und eine hohe Grafik­qualität ohne Schwan­kun­gen in der Auflösung konnten uns zumindest in der be­reit­ge­stell­ten Test­um­ge­bung überzeugen. Wie sich Stadia zum Bei­spiel in einem Haushalt mit mehreren Per­so­nen und einer in Deutsch­land meist üblichen 50-MBit/s-Leitung schlägt, das erfahren wir erst in wenigen Tagen, wenn auch uns unsere Founder's Edition erreicht.

Google Stadia
Erst in der Praxis wird sich zeigen, wie gut Stadia wirklich ist (Credit Christie Hemm Klok)

Die Spieleauswahl ist anfänglich vergleichsweise klein und viele Titel dürften bereits im Regal oder in der virtuellen Steam-Bibliothek von interessierten Core-Gamern zu finden sein. Ein er­neu­ter Kauf dürfte wohl von den wenigsten angestrebt werden, vor allem nicht zu einem Voll­preis von voraussichtlich bis zu 70 Euro. Bisher bietet Stadia eine sehr gute Basis, was das Streamen von Spielen aus der Cloud angeht. Allerdings müssen die Preisentwicklung, der Aufbau einer großen Community, die Integration versprochener Funktionen und der Start top­aktueller AAA-Spiele abgewartet werden, um sich ein finales Urteil erlauben zu können. Das Potenzial, zu einer wichtigen Gaming-Plattform aufzusteigen, ist in jedem Fall vorhanden.

Was haltet ihr von Google Stadia und dem Ansatz Spiele ohne teure Gaming-Hardware direkt aus der Cloud zu streamen? Sagt es uns gerne in den Kommentaren.




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