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Project Zero:
Amazon geht mit mächtigen Tools gegen Fälschungen vor

Produktfälschungen sind für Amazon ein großes Problem. Nachdem man in den USA mit Project Zero Markenherstellern mächtige Tools an die Hand gab, soll das Anti-Fälschungs-Programm jetzt auch in der EU starten. Was gegen Plagiate helfen soll, kann für kleine Händler aber zum großen Problem werden.
05.08.2019  17:32 Uhr

Amazon setzt im Kampf gegen Fälschungen auf Löschen und Sperren

Nach Angaben von Amazon sind 99,9 Prozent der auf seiner Plattform gehandelten Waren keine Fälschungen, trotzdem sieht sich der Konzern immer wieder lauter Kritik von Markenherstellern ausgesetzt, zu wenig gegen den Verkauf von Plagiaten zu unternehmen. Wie jetzt das Handelsblatt schreibt, will der Konzern deshalb mit dem "Project Zero" einen Maßnahmenkatalog gegen Plagiate auch in der EU umsetzen. "Kunden erwarten, dass sie sicher sein können, auf unserer Website authentische Produkte zu kaufen. Das ist entscheidend für das Kundenvertrauen", so der Amazon-Vizepräsident Dharmesh Mehta gegenüber dem Handelsblatt. Demnach arbeite man daran, die "Zahl der Fälschungen auf null zu bringen".
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Project Zero wurde vor einem halben Jahr in den USA gestartet und setzt auf drei Werkzeuge zur Bekämpfung von Plagiatsangeboten. Amazon selbst setzt dabei verstärkt auf Künstliche Intelligenz, mit der die Angebote der Handelsplattform stetig nach Fälschungen durchsucht werden können. Amazon erläutert dabei nicht die genauen technischen Hintergründe, will Fälschungen aber immer zuverlässiger automatisch erkennen. Zweitens erhalten Markenhersteller digitale Codes, mit denen sie ihre Produkte signieren können.

Zu guter Letzt setzt Amazon darauf, dass sich Markenhersteller für das Project Zero registrieren und im Gegenzug dafür Werkzeuge im Kampf gegen Händler von Fälschungen in die Hand bekommen - in den USA haben sich dafür 3000 Hersteller angemeldet, in der EU startet man aktuell mit 15 ausgewählten Unternehmen. Ihnen wird die Möglichkeit geboten, selbst die Löschung von verdächtigen Angeboten zu veranlassen, was auch zur Sperrung der Händler führen kann.

Mächtiges Werkzeug mit Konsequenzen

Wie Mehta einräumt, erhalten Hersteller damit Tools, die im schlimmsten Fall auch missbraucht werden können: "Das ist ein kritischer Punkt, wir geben den Herstellern da in der Tat ein sehr mächtiges Werkzeug an die Hand", so der Amazon-Manager. Deshalb würde man sehr genau beobachten, wie die Hersteller diese Möglichkeiten einsetzen: "Wir mussten eine kleine Zahl von Markenherstellern von Project Zero ausschließen, weil sie mit diesem Instrument nicht so umgegangen sind, wie wir uns das vorstellen", so Mehta gegenüber dem Handelsblatt.

In seinen Auswirkungen weckt Amazons-System Erinnerungen an das Copyright-Claim-System bei YouTube, mit dem Rechteinhaber Kanäle für Verletzungen sperren können, ohne dabei Beweise für Rechtsverletzungen vorlegen zu müssen. In den USA wurden Händler im Rahmen des Project Zero für angebliche Markenrechtsverletzungen wochenlang gesperrt. Wie das Handelsblatt am Beispiel des Mode-Shop Van Verden beschreibt, stellten sich die Anschuldigungen in diesem Fall als falsch heraus, bis zur Klärung war das Unternehmen aber fast "in den Ruin getrieben" worden. Man darf gespannt sein, welche Auswirkungen die Einführung der Tools in Europa haben wird.
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