"Wenn sie solche Upload-Filter verlangt, muss sich die EU zurecht den Vorwurf der Zensur gefallen lassen", erklärte Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbandes Bitkom. Hinzu kommt, dass sich faktisch kein mittelständisches Unternehmen und schon gar kein Startup hierzulande die Entwicklung eines solchen Filters leisten könnte. Bisher gibt es in dem Bereich im Grunde nur Content-ID, das mit enormem Aufwand vom Großkonzern Google entwickelt wurde. Hier bestünde für deutsche Formen dann nur die Möglichkeit, die Technologie zu lizenzieren und sich somit völlig von dem US-Konzern abhängig zu machen.
IT-Verband spricht von Zensur
Zahlreiche Plattformen, die Inhalte Dritter speichern, könnten betroffen sein. Der nach dem EU-Parlament vorgesehene Geltungsbereich beginnt bei jeglichen Foren, geht über kommerzielle Enzyklopädien und einige Cloud-Dienste bis hin zu den großen sozialen Netzwerken, erklärte man seitens des Bitkom. Und die Initiative "Save Our Internet", hinter der verschiedene europäische Aktivistengruppen und Organisationen stehen, hat in den letzten Monaten vier Millionen Unterschriften gegen diese Regelung gesammelt.Die neue Urheberrechtsrichtlinie bringt aber auch an anderen Stellen Probleme mit sich. So ist weiterhin nicht klar, ob das so genannte Data-Mining mit Texten, die frei im Internet zugänglich sind, möglich ist. Das würde beispielsweise beim Training von KI-Systemen sehr hilfreich sein. Und schwierig ist auch eine Gleichstellung von Software-Entwicklern mit anderen Kreativschaffenden. Das würde bedeuten, dass Programmierer auch nach Jahren den von ihnen geschriebenen Code zurückfordern können, was für große Software-Projekte unkalkulierbare Risiken mit sich bringt.
Siehe auch: EU-Urheberrecht: Auf einmal bekommt die Bundesregierung Angst