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Zwei Jahre Nokia-Phones mit Android: Was war, was wird - Interview

Zwei Jahre Nokia-Smartphones - rund 70 Millionen verkaufte Geräte, inklusive Feature-Phones. Ein erfolgreicher Einstieg in die Top-10 der Hersteller und große Pläne für 2019. Wie ist es HMD Global und Nokia Mobile in den letzten zwei Jahren ergangen und wie geht es in den kommenden Jahren weiter - und wo bleibt das Nokia 9? Ein Rück- und Ausblick.
Nokia
06.12.2018  19:11 Uhr
Die Marke Nokia spielt seit fast genau zwei Jahren wieder eine durchaus bedeutsame Rolle bei Smartphones. Anlässlich des bevorstehenden zweiten Jubiläums der Einführung des ersten Nokia-Smartphones mit Android konnten wir jetzt ein ausführliches Gespräch mit den Machern der Marke führen. Hier nun ein Blick zurück - und ein Ausblick auf die nähere Zukunft der Smartphone-Marke Nokia.
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Im Zuge der Vorstellung des Nokia 8.1 stand uns und anderen Medienvertretern die erst seit drei Monaten aktive neue deutsche Marketing-Chefin Britta Gerbracht Rede und Antwort. Gerbracht, die zuletzt bei Wiko Mobile und zuvor bei Microsoft jeweils in der Smartphone-Pressearbeit tätig war, gab sich dabei erstaunlich offen und nannte viele interessante Details zu HMDs überraschend erfolgreichem Einstieg in den weltweiten Smartphone-Markt mit der Rückkehr der Marke Nokia. Auch waren einige interessante Details zu den Plänen des Unternehmens für die kommenden Jahre zu erfahren.

70 Millionen verkaufte "neue" Nokia-Geräte

HMD Global konnte in den fast zwei Jahren seit dem Start des Nokia 6 Anfang 2017 bereits gut 70 Millionen Geräte verkaufen, wobei diese Zahl wohl auch Feature-Phones enthält. Das Unternehmen hat selbst weltweit nur rund 650 eigene Mitarbeiter, so dass es durchaus beeindruckend scheint, dass ein so kleiner Hersteller es in so kurzer Zeit geschafft hat, sich in einem hart umkämpften Markt als feste Größe unter den zehn größten Smartphone-Herstellern zu etablieren.

Nokia-Smartphones profitierten natürlich vor allem auch von der Bekanntheit des Markennamens, so Gerbracht. Man versuche deshalb den Erwartungen an die Marke gerecht zu werden und entsprechend hohe Qualität in Form von wertigen Materialien, robuster Bauweise und einer gewissen Langlebigkeit zu bieten, hieß es weiter.

Kunden nutzen ihre Geräte länger - Nokia & Google helfen dabei

So hätten sich die Produktzyklen auf Seiten der Kunden in der letzten Zeit wieder verlängert. Während die Käufer ihre Geräte bis vor einiger Zeit jeweils im Schnitt nur für rund 1,5 Jahre eingesetzt hätten, sei heute meist erst nach mehr als zwei Jahren wieder ein Neukauf üblich. Das Smartphone sei bei den meisten Menschen längst nicht mehr Statussymbol und Teil des Alltags geworden, so dass nicht so oft neue Geräte gekauft werden wie zu Zeiten des großen Siegeszugs der Smartphones üblich.

Nokia 8.1

Ein Faktor, mit dem man diesem Trend Rechnung tragen will, sei auch die Zusammenarbeit mit Google, denn durch die Teilnahme am Android One-Programm könne man über vergleichsweise lange Zeit immer wieder aktuelle Sicherheitsupdates und vor allem auch über mehrere Jahre hinweg neue Android-Versionen bieten. Andere Hersteller tun sich in dieser Hinsicht bekanntermaßen teilweise sehr schwer.

Wer kauft Nokia-Smartphones und warum?

Aktuell sind die meisten Käufer von Smartphones der Marke Nokia noch immer Kunden, die den Namen aus früheren Zeiten kennen. Auch diverse ehemalige Käufer von Nokia bzw. Lumia-Geräten gehören dazu. Rund 80 Prozent der Kunden sind dabei männlich und im Schnitt sind die Kunden eher über 35 Jahre alt.

Das Nokia 7 Plus ist gerade in Deutschland extrem beliebt

Derzeit ist man deshalb bemüht, zunehmend auch jüngere Kunden anzusprechen, wobei HMD Global weltweit vor allem besonders junge Käufer für sich gewinnen will, die unter 20 Jahre alt sind. Als mögliche Ansatzpunkte nannte Gerbracht den E-Sports-Bereich, wo Nokia bzw. HMD verstärkte Marketing-Aktivitäten unternehmen will. Auch die Defizite in der Altersspanne zwischen 20 und 35 Jahren will man in der nächsten Zeit angehen.

Günstige Geräte als Umsatztreiber - Premium-Mittelklasse im Visier

Bisher erwiesen sich vor allem die günstigeren Modelle als Umsatzbringer, wobei dies auch 2019 weiterhin die Grundlage des Geschäfts darstellen soll - vor allem weil viele andere Hersteller in diesem Bereich nicht so gut aufgestellt sind. Man sei deshalb gerade im Bereich zwischen 300 und 400 Euro bestens etabliert und will diese Position auch weiter festigen.

Insgesamt sei das Nokia 6.1 das weltweit absolut am häufigsten verkaufte "neue" Nokia-Smartphone der letzten zwei Jahre, wobei hierzulande zuletzt gerade das Nokia 7 Plus ein Verkaufsschlager war. Auch das Nokia 3.1 sei in den letzten Monaten in Deutschland bestens nachgefragt gewesen.

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Bei den Farben sei der Trend weg von einer breiten Vielfalt zu Zeiten des Nokia 6 hin zu gesetzteren Tönen gegangen. Gerbracht zufolge seien gerade in Deutschland und Europa klassische Farben gefragt, weshalb die jüngsten Modelle verstärkt in Schwarz, Blau oder auch Silber eingeführt wurden.

Keine großen Erfolge bei Flaggschiff-Smartphones

Gerbracht gestand auch ein, dass die bisher erschienenen Flaggschiff-Modelle von HMD Global nicht die erhofften Erfolge einfahren konnten. Gerade das Nokia 8 Sirocco, das in diesem Jahr noch mit dem letztjährigen Top-SoC von Qualcomm auf den Markt kam und zu vergleichsweise hohen Preisen keine wirklichen Alleinstellungsmerkmale bieten konnte, lief offenbar nicht wie erhofft.

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Insgesamt sei man mit der Entwicklung von HMD Global in den ersten zwei Jahren seines Bestehens durchaus zufrieden. Angesichts der genannten Zahlen und der von Marktbeobachtern genannten Daten zum Marktanteil überrascht dies natürlich kaum. Es bleibt abzuwarten, inwiefern es HMD Global bzw. Nokia Mobile gelingen kann, weiter Ausrufezeichen im hart umkämpften Smartphone-Markt zu setzen.

Auf der nächsten Seite wollen wir auf Gerbrachts Aussagen zu den Plänen von HMD Global für das Jahr 2019 und die folgende Zeit eingehen, doch dazu gleich mehr. Nur so viel vorab: Mit dem schon vor Monaten erstmals gesichteten "Nokia 9" mit seiner Penta-Lens-Kamera mit Zeiss-Branding ist in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen.


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