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Milder Umgang mit Android-Gründer führt zu Streiks bei Google

Dass es bei einem Unternehmen wie dem Suchmaschinenkonzern Google überhaupt einmal zu einem Streik kommt, dürfte so manchen verwundern. Und noch erstaunlicher ist der Anlass dessen. Es geht nicht um höhere Löhne oder kürzere Arbeitszeiten, sondern um den Umgang des Managements mit Vorwürfen der sexuellen Übergriffigkeit.
01.11.2018  12:53 Uhr
Streikaktion bei Google Protest bei Google in Singapur

Weltweit haben sich Beschäftigte des Konzerns zu den Protestaktionen verabredet. Unter dem Motto "Google Walkout for Real Change" (Google-Streik für echte Veränderungen) wollen sie jeweils um 11:10 Uhr vormittags in ihrer Zeitzone die Büros verlassen und sich an einem zentralen Ort ihrer Niederlassung versammeln. Die ganze Aktion stellt also eine Art Warnstreik dar, die dem Management Kampfbereitschaft signalisiert und einer Reihe von Forderungen Nachdruck verliehen werden soll.

Auslöser der Aktion waren ein Bericht, nach dem Android-Gründer Andy Rubin aufgrund eines Falles sexuellen Missbrauchs den Konzern verlassen musste. Das Google-Management soll die ganze Sache unter den Teppich gekehrt und ihm noch 90 Millionen Dollar Abschiedsgeld mit auf den Weg gegeben haben.

Es gibt diverse Gründe

Der Fall ist aber letztlich nur der Auslöser und es gibt hinreichend weitere Gründe, die nun zu der Aktion führten. "Google ist berühmt für seine Unternehmenskultur. In Wirklichkeit werden aber nicht einmal die einfachsten Grundlagen in Sachen Respekt, Gerechtigkeit und Fairness für jede einzelne Person erreicht", erklärte Claire Stapleton, die im Produktmarketing bei YouTube arbeitet, den Hintergrund gegenüber dem US-Magazin The Verge. Dass es zunehmende Unzufriedenheit gibt, zeigte sich auch schon an verschiedenen anderen Protestaktionen, die gegen Projekte durchgeführt wurden, welche gegen die "Wir sind nicht böse"-Masche verstießen.

Die Organisatoren der heutigen Warnstreiks haben fünf Forderungen aufgestellt:

  • Die Streichung der Verpflichtung zu einem Schlichtungsverfahren bei Fällen von Belästigung und Diskriminierung.
  • Ein Bekenntnis zur Chancengleichheit und zu einheitlicher Bezahlung.
  • Die regelmäßige Erstellung eines Transparenzberichtes zu sexuellen Übergriffen.
  • Die Einrichtung eines klaren, einheitlichen und weltweit nutzbaren Prozesses, mit dem entsprechende Vorfälle sicher und anonym berichtet werden können.
  • Der Posten des Chief Diversity Officer (quasi des oder der Gleichstellungsbeauftragten) soll direkt dem Konzernchef untergeordnet sein und Empfehlungen an den Verwaltungsrat aussprechen können. Zusätzlich soll ein entsprechender Belegschaftsvertreter in den Aufsichtsrat entsandt werden.

Die Protestaktionen haben in den asiatischen Niederlassungen Googles begonnen und werden sich im Laufe des Tages bis zum Konzernsitz in Kalifornien fortsetzen. Offiziell registriert haben sich rund 1500 Teilnehmer an 60 Prozent aller Standorte - es ist aber davon auszugehen, dass viele ihren Namen nicht offiziell in eine Liste eintragen wollen und trotzdem mitmachen. Ein Foto der Aktion aus der Niederlassung in Singapur zeigt zumindest eine recht rege Beteiligung.

Siehe auch: Vorwürfe gegen Andy Rubin: Deckte Google einen Straftäter?
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