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Dreister VLC-Klon für Android mit 5 Mio. Downloads - Google tatenlos

Der VideoLAN Client, besser bekannt als VLC Player, ist wohl der bekannteste kostenlose und vor allem auch noch quelloffene Media-Player der Welt. Wie jetzt bekannt wurde, kämpfen die Entwickler mit teils extrem dreisten Kopien, Betrugsversuchen und Malware-Attacken.
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06.02.2018  22:02 Uhr
Nachdem zunächst bei Reddit eine umfangreiche Diskussion zu dem Thema entstand, meldete sich inzwischen auch das VLC-Team zu Wort. Mittelpunkt der Diskussionen ist der Umstand, dass ein indischer Entwickler über den Google Play Store seit geraumer Zeit eine Kopie des VLC Players anbietet - inklusive eines von dem ebenfalls bestens bekannten Open-Source-Player Media Player Classic geklauten Programmsymbols - und damit einigen Erfolg hat. Laut den im Play Store aufgeführten Statistiken wurde die "geklonte" und mit diversen Werbebannern durchsetzte App mit dem Namen 321 Media Player inzwischen mehr als fünf Millionen Mal heruntergeladen. Außerdem wurden mehr als 100.000 Bewertungen abgegeben, so dass sich ein Rating von 4,5/5 Sternen ergibt.

Zig Varianten des gleichen Klons in Googles App-Store für Android

Wie glaubwürdig diese Zahlen sind, ist angesichts der diversen Manipulationsmöglichkeiten mit Hilfe von Klickfarms, gefälschten Nutzerprofilen und ähnlichem natürlich fraglich. Der gleiche Entwickler bietet darüber hinaus auch noch eine Reihe anders benannter Varianten der gleichen geklonten App an, die allesamt nichts weiter sind als geklaute Varianten der gleichen Open-Source-Software - des VLC Media Players.

Mittlerweile haben zahllose Nutzer negative Kommentare zu dem Play Store-Listing abgegeben und hunderte Male wurde die App zudem als Kopie einer anderen Anwendung gemeldet. Getan hat sich bisher nichts, doch daran wird sich nach Einschätzung des VLC-Entwicklerteams wohl so schnell auch nichts ändern.

VLC "zieht Mist wie ein Magnet an"

Francois Cartegnie, eines der Mitglieder des Kernteams hinter dem VLC Player, erklärte in einem eigenen Post bei Reddit, dass die Software wegen ihrer freien Natur und der großen Popularität den "Mist wie ein Magnet anzieht". Jede Woche müsse man Anfragen von Firmen abwehren, die in VLC Werbung einbauen wollen. Auch die Klone seien ein Problem, wobei gerade der hier beschriebene 321 Media Player von ihm selbst schon zig Male als Fälschung an Google gemeldet worden sei.

VideoLAN-Teamchef Jean-Baptiste Kempf ließ gegenüber TorrentFreak verlauten, dass das Original von VLC für Android unter der GPLv3-Lizenz als Open-Source-Software angeboten werde, die natürlich voraussetzt, dass alle Teile der Anwendung offengelegt und frei zugänglich gemacht werden müssen. Bei dem Klon werde aber eine nicht-quelloffene Werbelösung eingesetzt, woraus sich eine Verletzung der Lizenz ergibt. Der Quellcode sei ebenfalls nicht freigegeben worden, was natürlich einen weiteren Verstoß gegen die GPLv3 bedeutet.

Eigentlich seien Forks von VLC letztlich sogar gut für die Community, wenn sie denn Dinge enthielten, die im Upstream landen könnten. Bei den Kopien handele es sich jedoch in den meisten Fällen um "Parasiten, die nutzlos und gefährlich sind", so Kempf. Google reagiere allerdings schlichtweg nicht auf Anfragen der Entwickler, die eine Löschung der geklonten Apps fordern. Die Gründe dafür sind unklar, weshalb Kempf und Co vermuten, dass Google das Problem wissentlich übersieht, weil die geklonten Apps dem Internetkonzern Geld einbringen.

Von Google war zu dem Thema auch nur ein nichtssagendes Statement zu hören. Man entferne Apps, die gegen die Nutzungsbedingungen für den Google Play Store verstoßen, weil sie zum Beispiel illegale Inhalte bieten. Kommentare zu bestimmten Anwendungen gebe das Unternehmen aber grundsätzlich nicht ab.

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