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Windows 10 auf ARM:
Erste Fragen zu Snapdragon-Laptops beantwortet

Erst vor zwei Tagen hatten Microsoft und Qualcomm die erste kommerzielle Hardware mit Windows 10 S und Snapdragon 835 ARM-Prozessor in Form von Laptops und Tablets von HP und ASUS vorgestellt. Dabei blieben allerdings diverse Fragen offen, doch mittlerweile kann man zumindest für einen Teil davon Antworten liefern.
Microsoft/Qualcomm
07.12.2017  17:40 Uhr

Windows-Geräte bekommen anderen Snapdragon 835 als Android-Handys

Zu allererst sei erwähnt, dass es sich bei dem als Snapdragon 835 bezeichneten Chip für Geräte mit Windows 10 S bzw. Windows 10 nicht um den exakt gleichen SoC handelt, der auch in Smartphones mit Android verbaut wird. Stattdessen kommt eine modifizierte Variante zum Einsatz, wie Microsoft-Spezialist Paul Thurrott auf Anfrage erfuhr. Es handelt sich um eine "neue Revision", die "für PCs optimiert wurde". Dies schlägt sich unter anderem in der gestiegenen Taktrate nieder, denn der Snapdragon 835 für Windows-Geräte läuft mit 2,6 statt "nur" 2,45 Gigahertz. Außerdem wurde die WLAN-Integration verändert und es gibt darüber hinaus auch noch einige weitere kleinere Anpassungen für den Einsatz in PCs. Genauere Informationen zu deren Natur stehen allerdings noch aus. Vermutlich versuchen Microsoft und Qualcomm durch die höhere Taktrate und die anderen Anpassungen eine Balance zwischen möglichst hoher Performance und Energieeffizienz im Kontext eines PCs zu finden.

20 Stunden "echte Laufzeit" im Arbeitsalltag möglich

Auch mit Blick auf die Akkulaufzeit gibt es gute Nachrichten. Zwar haben weder Microsoft noch Qualcomm über ihre Marketing-Versprechen hinaus Angaben gemacht, doch offenbar hatten einige Analysten bereits vorab die Möglichkeit, Geräte mit Windows 10 auf ARM-Basis zu verwenden. So konnten Ryan Shrout, Analyst bei Shrout Research, und Patrick Moorhead, früher bei AMD und jetzt Analyst bei Moor Insights & Strategy, bereits seit einiger Zeit frühe "Production Devices" nutzen und damit Erfahrungen sammeln.

In ihrem gestern erstmals veröffentlichten Podcast (bei Minute 6:17) berichten sie nun, dass die Laufzeitangaben von Microsoft und seinen Hardware-Partnern ASUS und HP wohl durchaus realistisch sein dürften. Shrout stellte klar, dass er selbst normalerweise skeptisch sei, was die Laufzeit angeht. In der Tat habe er sein ARM-basiertes Windows 10-Gerät aber auch im Arbeitsalltag eingesetzt und dabei tatsächlich bis zu 20 Stunden "echte Arbeitzeit" erreichen können. HP und ASUS hatten jeweils 20 bzw. 22 Stunden Laufzeit versprochen.

Ja, "alle" Win32-Anwendungen laufen, aber....

Was die Emulation für Win32-Anwendungen angeht, gibt es nun ebenfalls etwas mehr Klarheit. So sollen laut The Verge und der britischen Journalistin Mary Branscombe prinzipiell alle 32-Bit-kompatiblen Exe-Dateien gestartet werden können, wobei aber einige Einschränkungen bestehen. 64-Bit-Anwendungen für Windows werden bisher nicht unterstützt, auch wenn es künftig möglich sein soll, sie für ARM-basierte Windows-Geräte zu rekompilieren.

Die Einschränkungen bestehen vor allem darin, dass 64-Bit-Installer nicht funktionieren und keinerlei Programme nutzbar sind die Treiber nutzen, welche im Kernel-Modus laufen. Daher dürften die meisten Antivirus-Lösungen von Drittherstellern nicht kompatibel sein. Auch die meisten Spiele, die mit Anti-Cheat-Funktionen ausgerüstet sind, dürften nicht korrekt funktionieren, heißt es. Abgesehen davon steht es dem Nutzer aber frei, praktisch beliebig Win32-Anwendungen aus dem Internet herunterzuladen und zu installieren.

Verfügbarkeit erster Geräte zum Launch von "Redstone 4"

Wenn es um die Verfügbarkeit von Geräten mit Windows 10 on ARM und Snapdragon 835 geht, ist von einem Beginn des Vertriebs nach der Fertigstellung des nächsten großen Updates für Windows 10 in Form von "Redstone 4" die Rede. Dementsprechend dürften die ersten damit ausgerüsteten Systeme wohl ab ungefähr März 2018 im Handel landen, so dass die Hersteller sie wohl auf der CES im Januar und auf dem Mobile World Congress im Februar präsentieren dürften.

Warum die Windows-Geräte eine Snapdragon-Generation hinterher hinken

Wer sich fragt, warum ausgerechnet zum Termin der Vorstellung des neuen, stärkeren Qualcomm Snapdragon 845 die ersten Windows-Systeme mit Snapdragon 835 auf den Markt kommen, bekommt nun ebenfalls eine Antwort. Paul Thurrott zufolge begann die Kooperation zwischen Microsoft und Qualcomm bereits vor der Fertigstellung der Entwicklung des Snapdragon 845. Außerdem sollen die längeren Entwicklungszyklen bei PCs eine Rolle gespielt haben.

Künftig will man die Versionen von Qualcomms Flaggschiff-SoCs für Smartphones mit Android und für PCs mit Windows jeweils möglichst parallel entwickeln und letztlich auch fast oder vollkommen gleichzeitig auf den Markt bringen. Was die Zahl der verfügbaren ARM-basierten Geräte angeht, gab sich Qualcomm übrigens zuversichtlich.

Bis Ende 2018 soll die Zahl der mit dem Snapdragon 835 ausgerüsteten Geräte von aktuell 125 (Android-Smartphones) laut den Kollegen von Xataka Mexico auf rund 200 steigen. Geht man davon aus, dass die Android-Anbieter vor allem auf den Nachfolger-SoC setzen dürften, steht also wohl die Einführung von rund 75 neuen Windows-Systemen mit der ARM-Plattform in diesem Jahr im Raum.

Windows 10 S nicht Pflicht, Pro-Upgrade bis September 2018 gratis

Ab Werk werden die allermeisten ARM-basierten Windows-PCs in den kommenden Monaten mit Windows 10 S zu haben sein. Dies ist jedoch keine Voraussetzung sondern eher ein Marketing-Versuch von Microsoft, um Windows 10 S populärer zu machen. Die Hersteller folgen diesem Ansatz vor allem deshalb, weil die Lizenzkosten niedriger sind als wenn sie Windows 10 Pro vorinstallieren würden. Im Grunde steht es also auch den Herstellern frei, Windows 10 in der Home-, Pro- oder Enterprise-Variante vorzuinstallieren.

Das Upgrade auf Windows 10 Pro bleibt auch in den kommenden Monaten kostenlos. Wer bis September 2018 ein mit Windows 10 S ausgerüstetes Produkt erwirbt, kann auch die ARM-Laptops und -Tablets ohne zusätzliche Kosten auf Windows 10 Professional upgraden, heißt es. Nur dann ist die Installation von Anwendungen aus beliebigen Quellen möglich, weil Windows 10 S auf Store-Apps beschränkt ist.

Keine Desktops mit Windows 10 auf ARM geplant

Desktop-Systeme mit ARM-Plattform und Windows 10 dürften unterdessen wenn überhaupt eine Seltenheit bleiben. Aktuell gibt es keine entsprechenden Pläne, hieß es im Zuge des Qualcomm Technology Summit. Andere Formfaktoren als Laptops und 2-in-1-Laptops sind durchaus denkbar und dürften ebenfalls in den kommenden Monaten erstmals zu sehen sein. Denkbar sind extrem kompakte Mini-Notebooks oder auch PDA-ähnliche Geräte, die in sehr kleinem Formfaktor daherkommen und dennoch über eine Hardware-Tastatur verfügen.
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