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Kai-Fu Lee: Büro-Jobs werden zuerst von KIs ersetzt - und BGE ist Mist

In der Debatte um den Wegfall zahlreicher Arbeitsplätze durch KI-Systeme denken die meisten zuerst an die klassischen Produktions-Arbeiter, deren körperliche Tätigkeit an Roboter verlagert werden soll. Viel schneller allerdings werden nach Ansicht des Tech-Investors Kai-Fu Lee diverse Büro-Angestellte ihre Arbeit verlieren. Das sagte der ehemalige Google-Manager dem US-Sender CNBC.
Kirobo Project
14.11.2017  14:05 Uhr
Dass die rasante Entwicklung von KI-Systemen und Robotern einen enormen Wandel in der Arbeitswelt mitbringen wird, ist auch Lees Überzeugung. Gut die Hälfte aller Jobs könnte binnen des kommenden Jahrzehnts durch Maschinen übernommen werden, spekulierte er. "AI wird sowohl eine Alternative für Arbeiter- als auch Angestellten-Jobs darstellen", erklärte der Manager, der heute eine Venture Capital-Firma leitet und zuvor Googles Aktivitäten in China führte. Und die Arbeit von Büroangestellten steht seiner Überzeugung nach zuerst zur Debatte - was dem allgemeinen Bild eher widerspricht, wonach diese anspruchsvoller und schwieriger zu ersetzen sei. "Die Bürojobs sind einfacher zu ersetzen, weil sie meist auf Grundlage eines rein quantitativen Analyse-Prozesses funktionieren", so Lee. "Reporter, Händler, Vermarkter, Verkäufer, Kundendienst-Mitarbeiter und Analysten können allesamt nur durch Software ersetzt werden."

Die digitale Automatisierung brachte bisher vor allem die körperliche Arbeit in der Produktion erneut auf die Tagesordnung. Diese allerdings, so führte Lee aus, beruht zu einem wesentlichen Teil auf einer sehr guten Hand-Auge-Koordination. "Darin sind Maschinen noch nicht besonders gut", sagte er. Einfache Arbeitsprozesse am Fließband wurden schon lange an Roboter übergeben. Die Tätigkeiten, die Industriearbeiter heute tatsächlich ausführen, sind oft wesentlich komplexer als das, was der normale Verwaltungsangestellte tut.

BGE ist keine hinreichende Lösung

Und die Hoffnung, dass die Automatisierungswelle zwar Jobs verschwinden, aber auch viele neue Stellen in der Programmierung der fraglichen Systeme entstehen lässt, findet Lee im Grunde einfach nur naiv. "Roboter brauchen natürlich etwas Programmierung. Aber ein Programmierer kann 10.000 Roboter programmieren", merkte er an. Die Masse des Job-Verlustes lasse sich so nicht auffangen.

Und er sieht die zunehmende Debatte um ein bedingungsloses Grundeinkommen auch als zwar nachvollziehbaren, aber nicht wirklich hilfreichen Lösungsansatz an. Letztlich würde dies aber nur verhindern, dass sich die Menschen neu erfinden. Lee hält es schlicht für eine Idee, mit der Menschen, die vom bisherigen Arbeitsmarkt ausgemustert wurden, mit ihren veralteten Fertigkeiten alleingelassen und mit einem Almosen abgespeist werden. "Statt einfach Geld umzuverteilen und auf das Beste zu hoffen, müssen wir die Leute umschulen, so dass jeder eine nützliche Beschäftigung finden kann", führte er aus.
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