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Navigation der Google Maps-App sorgt für Stillschweigen im Gehirn

Jeder kennt in seinem Umfeld vermutlich mindestens eine Person, die sich nur schwer orientieren kann und sich gern mal verläuft. Solche Menschen dürfte es in der Zukunft weitaus öfter geben, da die technischen Hilfsmittel die zuständigen Bereiche des Gehirns verkümmern lassen.
Saad Faruque (CC BY-SA 2.0)
22.03.2017  12:23 Uhr
Dass man dem Gehirn viele Fähigkeiten antrainieren kann und die jeweiligen Schaltungen stärker werden, je häufiger man sie nutzt, ist hinlänglich bekannt. Wie sich bei aktuellen Untersuchungen zeigte, gibt es auch sehr klar definierte Bereiche im Nervenzentrum, die im Zusammenspiel das persönliche Navigationssystem bilden. Wer sich aber ständig von seinem Smartphone ans Ziel führen lässt, lässt diese Verbindungen brach liegen und kann Probleme bekommen, wenn die technische Navigation mal nicht verfügbar ist. Am University College London hat man für die Untersuchung eine Reihe von Probanden in ein MRT geschoben und ihre Gehirne dabei beobachtet, wie sie sich in verschiedenen Szenarien verhalten. So ließ man sie in einem Fall durch eine Computersimulation des Londoner Stadtteils Soho laufen. Hier sollten sich die Testpersonen zu einem bestimmten Ort bewegen. In einem anderen Versuch stand ihnen zur Unterstützung eine Navigations-App zur Verfügung.

Navigation mit der neuen Google-Maps-App für Android
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Ohne Navi wird im Kopf gefeuert

Es zeigte sich sehr klar, dass im ersten Fallbeispiel zwei Bereiche des Gehirns starke Aktivitäten aufwiesen: Der Hippocampus, der die Schnittstelle zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis darstellt, und der präfrontale Cortex, in dem unter anderem sensorische Informationen zu Handlungsplanungen umgesetzt werden. Zwischen beiden Regionen zeigte sich dabei ein reger Austausch an Signalen.

Kam jedoch ein Navigations-System zum Einsatz, konnten schlicht keine feuernden Nerven in dem beiden Bereichen ausgemacht werden. Immerhin musste sich die Testperson hier keine Mühe geben, um den Weg zu finden, sondern sich nur an Anweisungen halten, die den richtigen Weg wiesen.

Interessant ist dabei vor allem die Tatsache, dass bei der Nutzung eines Navigationssystems kaum bewusst nachvollzogen wird, wie der technische Helfer arbeitet - entweder, um dessen Vorschläge kritisch zu prüfen oder auch um selbst den Weg zu lernen. Das dürfte auch eine Erklärung dafür sein, dass immer wieder Nutzer blind der Route ihres Navigationssystems vertrauen und völlig in die Irre geleitet werden.
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