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Bekämpft und geliebt:
Sci-Hub-Gründerin für illegales Tun gewürdigt

Es wirkt ein wenig, als würden die Gründer von The Pirate Bay eine besondere Würdigung auf der Oscar-Verleihung erhalten: Das renommierte Wissenschafts-Journal Science hat die Gründerin der Plattform Sci-Hub in die Wissenschafts-Top-10 dieses Jahres aufgenommen.
University of Manchester
21.12.2016  16:29 Uhr
In der Forschungs-Community tobt seit Jahren die Debatte zwischen den großen Wissenschaftsverlagen, die die bisherigen Modelle zur Publikation von Papers aufrechterhalten wollen - und daran gut verdienen, sowie den Verfechtern von Open Access, die alle Ergebnisse der öffentlichen Forschung auch offen zugänglich machen wollen. Alexandra Elbakyan sorgte vor einiger Zeit faktisch für vollendete Tatsachen: Sie gründete Sci-Hub, auf der alle Publikationen gesammelt und kostenfrei öffentlich zugänglich gemacht werden - und sorgt so für Urheberrechtsverletzungen in bisher kaum bekanntem Ausmaß. In der Sache sind bereits einige Gerichtsverfahren anhängig. Doch selbst als der große Verlag Elsevier die Seite stilllegen ließ, brachte dies nichts. Sci-Hub zog einfach zu anderen Domains weiter und Elbakyan entzieht sich der Strafverfolgung in den Ländern, auf die die US-Justiz in irgendeiner Form Zugriff hätte.

75 Mio. Downloads

Den großen Verlagen ist das natürlich ein Dorn im Auge. Denn bisher mussten Wissenschaftler diese dafür bezahlen, dass ihre Arbeiten publiziert wurden und selbst die eigene Universität konnte sich das Paper dann nur in die Bibliothek des jeweiligen Fachbereiches stellen, wenn sie es wiederum im teuren Abo einkaufte. Die Motivation Elbakyans stammt angesichts dessen auch daher, dass sie in den Universitäten ihrer Heimat schlicht keinen Zugang zu Arbeiten von Forschungskollegen hatte, die sie für ihre eigene Arbeit benötigte.

"Nur wenige Leute unterstützen es, dass sie illegal handelt, aber viele sehen Sci-Hub als großen Schritt für die Open Access-Bewegung an, nach dem Papers frei zugänglich und nutzbar sein sollen", erklärte Nature die Bedeutung des Portals. Dabei ist allerdings anzumerken, dass es sich bei den Unterstützern eigentlich nicht gerade um einen kleinen Kreis handelt. Weltweit wissen Wissenschaftler das Portal zu schätzen, nicht nur, weil sie so überhaupt erst einmal an diverse Arbeiten ihrer Kollegen herankommen, sondern auch wesentlich weniger Zeit benötigen, um alle Papers zusammenzubekommen, auf denen ihre eigene Arbeit aufbaut. In diesem Jahr hat das Portal bereits die Marke von 75 Millionen Downloads genommen.
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