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Große Social Networks schalten Überwachungs-Dienstleister blind

Eine ganze Reihe von Behörden sind in ihrem Bestreben, allgemeine Lage-Entwicklungen anhand der Analyse von Social Media-Plattformen mitzubekommen, erst einmal blind geworden. Einer der größten Dienstleister in dem Bereich wurde auf mehreren großen Netzwerken gesperrt.
12.10.2016  12:18 Uhr
USA: Überwachung unter dem Patriot Act Infografik: USA: Überwachung unter dem Patriot Act

Es geht um eine Firma namens Geofeedia. Deren Dienst wird von diversen Polizeibehörden in den USA und international genutzt, um Social Media-Analysen durchzuführen. Das Unternehmen rühmte sich beispielsweise damit, dass man sehr erfolgreich die Entwicklung der Proteste afroamerikanischer Bevölkerungsgruppen abbilden konnte. Dies ermöglicht es den jeweiligen Polizeibehörden beispielsweise, schnell nachzuvollziehen, wo sich größere Menschenmengen versammeln und wie aufgeladen die Stimmung ist - um dann über weitere Maßnahmen zu entscheiden.

Durch Dokumente, die die Bürgerrechtsorganisation ACLU über Informationsfreiheitsgesetze in die Hände bekam und veröffentlichte, wurde die Rolle des Unternehmens klarer. Daraufhin hat nun Facebook den API-Zugriff Geofeedias für sein Social Network und die Tochter Instagram blockiert. Auch Twitter folgte dem kurze Zeit später, berichtete das Vice-Magazin. Damit wurden dem Dienstleister erst einmal seine wichtigsten Datenquellen weggenommen.

Staat erfasst Stimmungen

Geofeedia benutzte bisher verschiedene APIs, die kommerziellen Unternehmen teils gegen Bezahlung bereitgestellt werden und in denen öffentliche Informationen in einer Form bereitgestellt werden, die eine leichte maschinelle Auswertung ermöglicht. Das wird beispielsweise von Firmen genutzt, um zu analysieren, wie bestimmte Werbekampagnen verfangen oder sich die Stimmung gegenüber verschiedenen Produkten entwickelt.

Geofeedia nutzt die Daten hingegen, um Polizeibehörden mit Informationen zu versorgen, die für ihre Aufgabe wichtig sind. So lässt sich per Data Mining beispielsweise relativ zuverlässig erkennen, wenn in einer konkreten Region sich die Stimmung immer weiter aufheizt und auch in militante Auseinandersetzungen umschlagen kann. Entsprechend brüstet sich der Dienstleister damit, einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit zu leisten.

Unstrittig ist das Thema allerdings nicht. Denn das Ungleichgewicht in der Informiertheit zwischen dem Staat und den Bürgern wird so weiter verstärkt - was man insbesondere in einer demokratischen Gesellschaft nicht unbedingt will. Immerhin sind es politische Aktivisten, die hier am stärksten im Fokus der Behörden stehen.
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