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3D-gedruckter Finger soll Zugang zu Smartphone von Mordopfer bringen

Anil Jain, Professor an der Michigan State University und Spezialist für biometrische Erkennungsverfahren, arbeitet für die US-Polizei derzeit an einem interessanten Projekt. Er wurde ersucht, der Polizei bei einem Mordfall zu helfen, indem das Smartphone des Opfers entsperrt - und dazu den Finger des Toten per 3D-Druck nachkonstruiert.
Duallogic (CC-BY)
24.07.2016  11:13 Uhr
Dabei ist Jain eigentlich für die "andere Seite" zuständig, nämlich für das Absichern biometrischer Systeme, so dass sie möglichst unhackbar werden. Im Falle der Fingererkennung bei Smartphone-Fingersensoren ist das dabei ein bekanntes Problem, denn besonders die ersten auf dem Markt verfügbaren Sensoren ließen sich einfach überlisten. Jetzige Systeme sind da schon intelligenter, auch wenn Smartphone-Sensoren nicht so ausgeklügelte mehrstufige Sicherheitsschranken aufweisen, wie biometrisch abgesicherte Hochsicherheitssysteme.
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Zu geringe Sicherheitsmechanismen

Ein Stichpunkt ist dennoch die Lebenderkennung. Hochsicherheitssysteme arbeiten damit, Smartphones beschränken sich auf die Erkennung der elektrischen Leitfähigkeit, wie sie ein Finger bietet.

Déjà-vu

Anil Jain soll nun in einem speziellen Verfahren einen künstlichen Finger herstellen, der eben diese Leitfähigkeit auch besitzt. Das Ganze klingt zunächst sensationell und wird von einigen US-Medien als "Durchbruch" gefeiert, auch wenn einige Experten zur Vorsicht mahnen, dass nun auch Kriminelle auf den Plan gerufen werden könnten. Wer sich nun denkt "Moment, das kommt mir bekannt vor", erinnert sich sicherlich an den Hack des CCC Chaos Computer Club, bei dem vor einigen Jahren ein iPhone bereits mit einer ähnlichen Technik entsperrt wurde. Es ist also alles andere als Zukunfsmusik.

Damals hatte starbug, der den Hack präsentierte, bereits unterstrichen: "Seit Jahren warnen wir immer wieder vor der Verwendung von Fingerabdrücken zur Zugriffssicherung. Fingerabdrücke hinterlassen wir überall, und es ist ein Kinderspiel, gefälschte Finger daraus zu erstellen. Es ist einfach eine dumme Idee etwas als alltägliches Sicherheitstoken zu verwenden, was man täglich an schier unendlich vielen Orten hinterlässt." Der CCC wiederholte die Entsperrung mit nachgemachten Fingern mit mehreren Geräten.

Start einer neuen Sicherheitsdebatte

Wie das Online-Magazin Fusion berichtet, wird der von dem Uni-Professor gedruckte Finger in wenigen Wochen bereit zum Testen sein. Damit dürfte dann wieder eine neue Sicherheitsdebatte entbrennen.

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