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Senf dazu: Wie & warum ein Billig-Tablet meinen Desktop ersetzt

Seit Intel sein Referenz-Design für kleine günstige Tablets eingeführt hat, braucht niemand mehr viel Geld für einen vollwertigen Windows-Rechner ausgeben. Für insgesamt nur gut 150 Euro lässt sich ein vollwertiger Desktop schaffen, wenn man denn das richtige Gerät erwischt. Wie soetwas aussehen kann, habe ich in den letzten Wochen ausprobiert.
01.02.2015  15:55 Uhr

Das Ziel

Ich benötige im Grunde nichts weiter, um meiner "journalistischen Tätigkeit" nachzugehen, als einen einfachen Rechner und eine Internet-Verbindung. Viel Leistung wird nicht gebraucht, schließlich muss nur der Browser laufen, der Text-Editor oder bei manchen auch Word oder eine andere Textverarbeitung, ein paar Tools zum Umgang mit Fotos und Videos ebenfalls und das war es dann auch schon. Im Grunde also nichts weiter als die typischen Anforderungen an einen Office-Desktop, eine gewisse Anschlussvielfalt vorausgesetzt.
WinBook TW801
120-Euro-Tablet als Desktop-Ersatz? Klappt gut!

Die Frage ist nun, wie lässt sich soetwas möglichst günstig realisieren? Billigst-Notebooks wären eine Idee, laufen aber oft nicht sehr lange und sind erst ab rund 200 Euro zu haben. Mini-Desktops bieten eine ähnliche, ausreichende Leistung, kosten aber ebenfalls mehr als 200 Euro und oft sogar deutlich mehr. Was bleibt also? Richtig - die von Microsoft und Intel so stark beworbenen Billig-Tablets! Warum? Weil die Geräte in Deutschland ab rund 100 Euro zu haben sind und eigentlich alles bieten, was man benötigt, wenn man denn zum richtigen Modell greift. Außerdem ist man bei der Verwendung flexibel, denn einmal abgekabelt, kann das Gerät auch vollkommen autark und mobil eingesetzt werden.

Wonach suchte ich?

Das Wunschgerät sollte möglichst günstig sein, aber dennoch gewisse Anforderungen erfüllen. Beim Display durften es sieben oder acht Zoll sein, denn nur in diesem Bereich lässt sich der erhoffte Niedrigstpreis erzielen. Dennoch ist ein IPS-Display Pflicht und die Auflösung sollte bei mindestens 1280x800 Pixeln liegen - wer schreckliche Fehltritte in Form des Acer Iconia Tab W3 (unfassbar schlechtes TN-Panel) und des Toshiba Encore Mini (unfassbar schlechtes TN-Panel mit nicht offiziell von Windows unterstützter Auflösung von nur 1024x600 Pixeln) kennt, weiß warum.

Ansonsten sind zwei Gigabyte Arbeitsspeicher nötig, ebenso wie 32 GB Flash-Speicher. Die Gründe hierfür sind eigentlich simpel: so attraktiv die auch in Deutschland extrem günstigen Modelle mit einem GB RAM und 16 GB Flash auch sein mögen, im Alltag stoßen sie allzuschnell an ihre Grenzen. Der kleine Arbeitsspeicher macht den Umgang mit Anwendungen auf dem Windows-Desktop schwierig, gerade wenn man einen Browser mit diversen Tabs nutzt. Chrome & Co sind trotz "Jahrzehnten" Entwicklung noch immer wahre Speicherfresser, so dass sich praktisch jeder beliebige Rechner in die Knie zwingen lässt, wenn man nur eine ausreichende Zahl von Tabs öffnet.

WinBook TW801
Volle Anschlussvielfalt ist Pflicht

Der interne Flash-Speicher ist zudem bei den 16-GB-Geräten bereits zu einem großen Teil vom Betriebssystem belegt, gehen doch gut und gerne 8 GB bereits für Windows, Office und andere grundlegende Dinge drauf. Weil Windows mit einer zunehmenden Zahl von installierten Updates mit der Zeit zudem immer mehr Speicher belegt, legt es sich damit praktisch nach und nach selbst lahm und der freie Speicher schwindet mit jedem Patch-Day (inzwischen lässt sich dies glücklicherweise zumindest teilweise per Datenträgerbereinigung vermeiden). Auf Dauer sind diese absoluten Low-End-Geräte also nicht wirklich alltagstauglich, zumal es hier ja um die Nutzung als Desktop-Ersatz geht.

Um das Gerät der Wahl wirklich als Desktop-Alternative zu verwenden, sind natürlich einige Anschlüsse Pflicht. Man muss also darauf achten, dass es einen HDMI-Ausgang gibt, schließlich soll das Tablet per Adapterkabel an einen externen Monitor angeschlossen werden. Obendrein braucht es auch noch einen USB-Anschluss, schließlich will man externe Festplatten oder andere Peripheriegeräte ebenfalls nutzen können. Perfekt wäre natürlich ein "richtiger" USB-Port von voller Größe, oder, wie bei einigen wenigen Modellen vorhanden, ein zweiter MicroUSB-Port, schließlich wird der bei den meisten Geräten vorhandene einzelne solche Port oft durch das Ladekabel blockiert. Idealerweise wird die Stromversorgung über einen separaten Anschluss gelöst, was aber in der Klasse der kleinen Tablets höchst selten ist. Ansonsten gehören natürlich auch noch WLAN und Bluetooth zu den Grundanforderungen, doch die entsprechenden Funkchips sind zum Glück Standard.

Welches Gerät erfüllt diese Anforderungen?

Wer in Deutschland versucht, das Beschriebene zu realisieren, stößt schnell an Grenzen. Unter 200 Euro ist es praktisch unmöglich, ein entsprechend ausgerüstetes Gerät zu finden, doch im Ausland und über Importeure geht dies durchaus. So habe ich dann auch die Chance genutzt, beim USA-Aufenthalt anlässlich der CES 2015 zuzuschlagen. Der Geheimtipp heißt Micro Center und ist im Grunde soetwas wie Saturn/Media Markt für Bastler. Die unabhängige Kette von Computergeschäften bietet ein reichhaltiges Sortiment an PC-Hardware auf erstaunlich großer Fläche und ist sowohl in New York, als auch an einigen anderen Standorten in verschiedenen weiteren Bundesstaaten zu finden. Man muss sich nur trauen, auch mal in eine nicht ganz so tolle Ecke des immer mehr zum Hipster-Ghetto verkommenden Stadtteils Brooklyn zu fahren. Der Clou ist aber, dass Micro Center sogar seine eigene Tablet-Marke hat.

WinBook TW801
WinBook TW801

Mit der WinBook-Serie bietet man seit einiger Zeit attraktive Windows-Tablets zum absoluten Sparpreis an. Zum Einen wäre da das WinBook TW700, bei dem es sich um das wohl billigste Windows-Tablet in einem westlichen Markt handelt - für umgerechnet nur gut 57 Euro inklusive Steuern und einem Grundpreis von 59,99 Dollar. Hinzu kommen die "großen Brüder" der WinBook TW800-Serie, die mittlerweile in verschiedenen Varianten erhältlich sind. Preislich geht es hier bei umgerechnet 115 Euro inklusive Steuern und einem Basispreis von 119,99 Dollar los. Und genau dieses günstigste 8-Zoll-Modell aus dem Sortiment von Micro Center ist es dann auch geworden: das WinBook TW801.

Das TW801 bietet ein 8 Zoll großes IPS-Panel mit 1280x800 Pixeln, einen Intel Atom Z3735 mit 1,33 GHz, dessen vier Kerne bei Bedarf auf 1,83 GHz hochschalten, 2 GB RAM, 32 GB eMMC-Flash, WLAN, Bluetooth, MicroHDMI-Ausgang, einen MicroUSB-2.0-Port und vor allem - Achtung - einen vollwertigen USB-3.0-Anschluss von voller Größe! Richtig gelesen, an dieses Gerät kann man jedes beliebige USB-Gerät anschließen, ohne dass ein Adapter benötigt wird. Alle USB-Sticks, alle Festplatten, sämtliche Drucker und sonstigen USB-Geräte werden einfach angesteckt und funktionieren genauso gut wie an jedem anderen Windows-PC.

Wie wird das Tablet zum Desktop?

Um aus dem WinBook TW801 einen Desktop zu machen, braucht es natürlich noch ein bisschen mehr als das Tablet selbst. In meinem Fall ist dies mein treuer alter Dell 2407WFP 24-Zoll-Monitor mit WUXGA-Auflösung von 1920x1200 Pixeln, der per MicroHDMI-Adapter angeschlossen ist, sowie eine Maus von Rapoo, die ganz einfach im USB-3.0-Port steckt. Getippt wird mit dem Microsoft Wedge Mobile Keyboard, das sich per Bluetooth mit dem Tablet verbindet und neben einem hochkomfortablen Tippgefühl auch noch ein Cover mitbringt, das gleichzeitig so geklappt werden kann, dass es als Ständer für das Tablet dienen kann.

WinBook TW801
MicroHDMI, 3,5mm-Klinke, Full-Size USB-3.0-Port, MicroUSB - alles da

Das erstaunlich gut gemachte Microsoft-Keyboard gab es glücklicherweise gerade in einer Berliner Medimax-Filiale für schmale 29 Euro - statt der üblichen 60 Euro, die sonst für das inzwischen nicht mehr ganz aktuelle Produkt fällig werden. Bei Bedarf sollte man sich für ein paar Euro auch noch einen USB-Hub zulegen, der ja dank des praktischen USB-Ports von voller größe einfach direkt ans Tablet angeschlossen werden kann. Die Stromversorgung ist in diesem Fall über den MicroUSB-Port möglich, wobei natürlich jedes beliebige 2A-Netzteil verwendet werden kann.

Wie sich das Spar-Tablet im Alltag bewährt hat, erfahrt Ihr auf der nächsten Seite.


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