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Kanada überwacht File-Hoster weltweit, um Terroristen zu jagen

Der kanadische Geheimdienst überwacht offenbar seit Jahren massenhaft Filesharing- und File-Hosting-Portale, um auf diesem Weg Terrorverdächtigen auf die Spur zu kommen. Dabei macht man keinen Unterschied zwischen kanadischen Staatsbürgern und Nutzern aus anderen Ländern.
Rapidshare
28.01.2015  20:17 Uhr
Wie der kanadische Fernsehsender CBC berichtet, hat man von dem Journalisten Glen Greenwald eine PDF-Präsentation aus dem Fundus des NSA-Whistleblowers Edward Snowden erhalten, die sich mit dem vom sogenannten Communications Security Establishment (CSE) geführten Projekt namens "Levitation" befasst. Darin ist nachzulesen, wie das CSE die Führung bei der Überwachung von Internet-Downloads übernommen hat und dabei mit diversen ausländischen Geheimdiensten aus den USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland kooperiert.
Komplette Präsentation des CSE zur Überwachung von File-Hostern

Den Angaben zufolge können sich "Analysten" des CSE mit "Levitation" Zugriff auf Informationen über 10 bis 15 Millionen Up- und Downloads verschaffen, die täglich bei einer Vielzahl von kostenlosen File-Hosting-Diensten getätigt werden. Insgesamt wurden zum Zeitpunkt der Erstellung des Dokuments im Jahr 2012 bereits 102 verschiedene Datei-Speicherdienste überwacht, heißt es. Bei ihrer Arbeit würden die Ermittler häufig auch mit für sie belanglosen Inhalten "überladen", wie etwa Episoden der Musical-TV-Serie "Glee", so der Autor der Präsentation.

Greenwald zufolge sei es das erste Mal, dass eine kanadische Behörde die Führungsrolle bei der Entwicklung eines Überwachungsvorhabens internationalen Ausmaßes übernommen hat. Vom CSE war lediglich zu hören, dass man allgemeine Analysen von Metadaten durchführt, um ausländischen Terroristen auf die Spur zu kommen, die Kanada und seine Bürger in Gefahr bringen könnten. Dazu liege auch ein entsprechendes Mandat der Regierung vor.

In dem Dokument werden nur drei File-Hoster als konkrete Ziele genannt: Sendspace, Rapidshare und das bekanntermaßen inzwischen abgeschaltete Megaupload. Der Zugriff auf die Daten der Dienste erfolge über "spezielle Quellen", womit vermutliche Eingriffe in die Netze von Zugangsanbietern und Telekommunikationsfirmen gemeint sind, die größtenteils ohne deren Zustimmung erfolgen.

Monatlich würden durch die massive Überwachung der File-Hoster rund 350 "interessante Download-Vorgänge" entdeckt, was weniger als 0,0001 Prozent aller Downloads entspricht, zu denen Daten erhoben und gespeichert werden, heißt es in der eigentlich geheimen Präsentation. Mit Hilfe der Datenbanken anderer Geheimdienste können die Terrorfahnder in diesen Fällen das Verhalten eines einzelnen Nutzers der Download-Seiten nachvollziehen. Dazu werden jeweils Informationen zu den Besuchen anderer Websites in einem Zeitraum fünf Stunden vor und fünf Stunden nach dem Download-Vorgang ausgewertet, um so ein Profil zu erstellen.

Die Grundlage bilden in den meisten Fällen die IP-Adressen der Nutzer, wobei durch die Zugriffe auf eine "Mutant Broth" genannte Datenbank des britischen Geheimdienstes GCHQ der Zusammenhang mit Daten von anderen Website-Aufrufen hergestellt werden kann. "Mutant Broth" sammelt massenhaft Cookie-Daten, um anhand eindeutiger Erkennungsmöglichkeiten das Nutzerverhalten und ihren Weg durch das Internet nachzuvollziehen.

Folgt man diesem Weg, lasse sich oft anhand von anderen Seiten, die ein bestimmter User besucht hat, sehr genau nachvollziehen, wer eine Person ist und wo sie sich aufhält - zum Beispiel anhand von Suchanfragen oder Facebook-Profilaufrufen, so die Journalisten. Aktuell ist unklar, ob das Projekt "Levitation" noch weitergeführt wird oder wie lange es zum Zeitpunkt der Erstellung der erwähnten Präsentation schon lief.
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