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WinFuture-Jahresrückblick: IT wird gesellschaftsfähig

2010 war ein interessantes Jahr. Ich hatte das Gefühl, als würden viele Themen aus der IT-Welt gesellschaftsfähig werden. Wurde man früher noch als Nerd belächelt, wenn man mit diversen technischen Spielereien durch die Gegend gelaufen ist, war man in diesem Jahr für seine Erfahrung gefragt.
29.12.2010  20:21 Uhr
Ich denke, dass dazu vor allem die Smartphones beigetragen haben, die in diesem Jahr zu ihrem Siegeszug angetreten haben. Man mag von Apple halten was man will, doch Steve Jobs hat es geschafft, dass Alleskönner-Handys begehrt wurden. Von der Nachfrage nach dem iPhone haben auch die Konkurrenzprodukte profitiert, da nicht jeder viel Geld für ein Prestige-Objekt ausgeben wollte oder konnte. Vielleicht geht es ja nicht nur mir so, dass es im weniger technisch-versierten Freundeskreis immer mehr Personen mit einem iPhone oder Android-Smartphone gibt.

Durch ein Smartphone und den damit verbundenen mobilen Internetzugriff, haben plötzliche viele Web-Angebote an Attraktivität gewonnen. Facebook und Google Maps sind zwei passende Beispiele. Zwar wurden die beiden Dienste schon lange vor dem Siegeszug der Smartphones genutzt, doch erst unterwegs lässt sich das volle Potential ausschöpfen. Man läuft durch fremde Städte, als würde man schon seit Jahren in der Gegend wohnen. Man hält mit weit entfernten Freunden Kontakt und lässt sie am täglichen Leben teilhaben, als wären sie vor Ort.

Hinter all diesen Anwendungen stecken sehr ausgefeilte und komplexe Technologien. Der Anwender bekommt davon nicht sehr viel mit, da sich in diesem Jahr auch die Benutzeroberflächen weiterentwickelt haben. Es gibt inzwischen einen Trend hin zum Einfachen und Schlichten. Die Industrie hat erkannt, dass man durch intelligente Schnittstellen zum Anwender Profis und Neulinge gleichermaßen ansprechen kann und somit die Zielgruppe maximiert.

Google ist klassischer Trendsetter des Jahres 2010. Das Unternehmen entwickelt äußerst komplexe Algorithmen, die in simpel gestalteten Diensten zum Einsatz kommen. Allein die Verbesserungen an der Suchmaschine, die in diesem Jahr vorgenommen wurden, sind beeindruckend.

Die Verlagerung vieler Anwendungen ins Web ging auch an der Spieleindustrie nicht spurlos vorbei. Social Games und mobile Spiele sind in diesem Jahr der Renner gewesen. Auch wenn FarmVille mindestens genau so viele Kritiker wie Fans hat, lässt sich ein Trend in diese Richtung kaum leugnen. Auf dem Smartphone sorgte Angry Birds für Aufsehen. Nachdem es auf dem iPhone ein voller Erfolg war, eroberte es nun auch die Android-Welt und bescherte den Entwicklern aus dem Hause Rovio eine riesige Fangemeinde.

Angry Birds für iOS und Android
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Diese Trends des Jahres 2010 haben in den letzten Monaten unsere Berichterstattung durchzogen. Die Bedeutung des Webs spiegelt sich beispielsweise im großen Interesse an verschiedenen Browsern wieder. Im Januar veröffentlichte die Mozilla Foundation den Firefox in Version 3.6. Unser Artikel über die neuen Features und ersten Vergleichs-Benchmarks war das am häufigsten gelesene Thema des Monats. Ein weiteres Highlight des Monats war Apples iPad, das Steve Jobs vorstellte.

Apple iPad Apple iPad Apple iPad
Bilderstrecke starten: Apple iPad

Im Februar bestimmte unter anderem der Mobile World Congress in Barcelona die Schlagzeilen. Im Rahmen dieser Veranstaltung stellte Steve Ballmer das neue Betriebssystem Windows Phone 7 vor. Im Oktober kamen dann die ersten entsprechenden Geräte in den Handel. Wir haben sowohl die Smartphones als auch die Software selbst ausführlich getestet.

Ein Bericht über den härter werdenden Konkurrenzkampf zwischen Apple und Google sorgte im März für Aufsehen. Mitarbeiter von Apple hatten von einer "Kriegsstimmung" auf den Management-Sitzungen des Unternehmens berichtet. Schuld ist das Google-Betriebssystem Android, das auf immer mehr Smartphones zum Einsatz kommt und dem iPhone Konkurrenz macht. Am Ende des Jahres wissen wir nun, dass diese Sorgen berechtigt waren.

Im April stand eine kleine Bar in San Jose plötzlich im weltweiten Interesse, da dort ein Prototyp des damals noch unveröffentlichten iPhone 4 gefunden wurde. Bis heute vermuten viele Kritiker, dass es sich um eine PR-Maßnahme von Apple gehandelt hat, obwohl das Unternehmen öffentlich sehr verärgert über die Panne war. Steve Jobs sorgte in dem Monat für weiteres Aufsehen, als er erklärte, dass man doch bitte ein Android-Smartphone kaufen solle, wenn man Pornos benötigt.

Apples iPhone 4 im Detail
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Den 30. Geburtstag von Pac-Man feierte Google im Mai mit einem speziellen Doodle. Das Logo des Unternehmens wurde durch eine spielbare Version der Kult-Software ausgetauscht. Der Weltwirtschaft soll diese Aktion bis zu 120 Millionen Dollar gekostet haben, da viele Arbeiter von dem Spiel abgelenkt waren und weniger arbeiteten.

Der Juni stand dann ganz im Zeichen des iPhone 4, das Apple auf der Worldwide Developers Conference vorstellte. Es wurde als das ausgereifteste Smartphone gelobt, obwohl es zu Empfangsproblemen kam, wenn man es in einer bestimmten Art und Weise in der Hand hält. Anfangs war Steve Jobs der Meinung, dass man das Gerät einfach nicht so halten sollte, wenn man keine Probleme haben will, später gab es dann kostenlose Schutzhüllen für alle Käufer.


Der klassische Sommerloch-Monat Juli brachte einige interessante Schlagzeilen hervor. Vor allem der Google-Dienst Street View geriet in die Kritik, da viele Politiker Datenschutzprobleme sahen. Google musste sich mehrfach rechtfertigen und am Ende viele Kompromisse eingehen, um keinen Rechtsstreit zu provozieren. So bekamen die Deutschen die Möglichkeit, ihr Haus in Street View zu verpixeln. Das Angebot konnte zum Jahresende dennoch in 20 Städten online gehen. Die kritischen Stimmen scheinen verstummt zu sein.

Worms Reloaded Worms Reloaded Worms Reloaded
Bilderstrecke starten: Worms Reloaded

Im August sorgte das Comeback des Kultspiels "Worms" in 2D-Optik für Aufsehen. Offenbar trafen die Entwickler aus dem Hause Team 17 damit den Nerv der Zeit, denn unser Testbericht wurde überdurchschnittlich häufig gelesen. Ansonsten war es die Playstation 3, die im Mittelpunkt des Interesses stand, da man allein mit einem speziellen USB-Stick den Kopierschutz der Konsole aushebeln konnte.

Der Startschuss für den Internet Explorer 9 fiel im September. Die erste Betaversion basiert auf den zuvor veröffentlichten Platform Previews. Erstmals gab es die neue Benutzeroberfläche zu sehen. Am wichtigsten ist jedoch die Unterstützung zahlreicher Standards, darunter Teile von HTML5.

Internet Explorer 9 Beta 1 Internet Explorer 9 Beta 1 Internet Explorer 9 Beta 1
Bilderstrecke starten: Internet Explorer 9

Im Oktober konnte eine Story über einen Vater und seinen Sohn unsere Leserschaft begeistern, die gemeinsam einen Wetterballon aufsteigen ließen, an dem ein iPhone befestigt war. Sie schickten das Apple-Smartphone damit ins All und konnten somit einige beeindruckende Aufnahmen liefern. Google-Mitarbeiter starteten im Dezember eine ähnliche Aktion mit dem neuen Nexus S.

iPhone und HD-Kamera im All
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"Call of Duty: Black Ops" dominierte die Schlagzeilen im November, so dass es sich gleich mehrere Plätze in unserer Monats-Top-10 sicherte. Der Shooter konnte sich in unserem Test behaupten. Er zeichnet sich durch eine mitreißende Story und einen lange motivierenden Multiplayer-Modus aus. Auch der Cyber Monday von Amazon war von Interesse, jedoch konnte der Online-Händler die Erwartungen der Kunden nicht erfüllen.

Call of Duty: Black Ops Call of Duty: Black Ops Call of Duty: Black Ops
Bilderstrecke starten: Call of Duty: Black Ops

Der Dezember wurde vor allem durch Google bestimmt. Das Unternehmen stellte die neueste Ausgabe 2.3 seines mobilen Betriebssystems Android vor, das derzeit nur auf dem neuen Smartphone Nexus S läuft, das von Samsung hergestellt wird. Auch Chrome OS wurde gezeigt, allerdings lassen entsprechende Notebooks noch auf sich warten.

Für 2011 erwarte ich eine Fortsetzung dieser Trends. Das Web wird dank HTML5 zur wichtigsten Plattform werden, die auf allen Endgeräten eingesetzt werden kann. Ging es in den letzten Jahren noch um die Vernetzung mehrerer Geräte untereinander, wird es zukünftig darum gehen, alle Geräte mit dem Internet zu verbinden, da Daten und Anwendungen dort gelagert werden.

Deutschland hinkt bei diesen Trends immer etwas hinterher. Vor allem die Privatsphäre scheint uns sehr wichtig zu sein. Unser Bestreben, die Kontrolle über persönliche Dinge zu behalten, mag einerseits eine gewisse Schutzfunktion erfüllen, andererseits verhindert es jedoch auch Innovationen.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie von Jahresrückblicken, in denen unsere Redakteure bis zum Jahreswechsel ihre persönliche Sicht auf das vergangene Jahr darlegen. Auf der folgenden Seite bieten wir außerdem einen Überblick über die jeweiligen Top10 der interessantesten und beliebtesten Beiträge der vergangenen zwölf Monate.


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