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Senf zur Zuckerberg-Anhörung: Ein bisschen Theater ohne echte Folgen

Der Auftritt von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor Senat und Kongress der USA gestaltete sich im Grunde, wie man es vorhersehen konnte. Es gab etwas Polit-Theater, reumütige Eingeständnisse einiger Fehler und das Versprechen, dass Änderungen durchgeführt werden. Handfestes kam letztlich aber auf keiner Seite zustande.
wired.com
11.04.2018  15:35 Uhr
Wer Zuckerberg längere Zeit kennt kann zumindest Achtung davor haben, wie gut er auf diese ihm sicherlich nicht gerade angenehme Aufgabe vorbereitet war. Es gab durchaus Zeiten, da hätte er die Fragen der wenig technik-affinen Senatoren und Abgeordneten schlicht ignoriert oder irgendeine eigene Version erzählt. Das kann er sich an der Spitze eines Multi-Milliarden-Dollar-Konzerns nicht mehr leisten. Die eigentliche Stellungnahme des Facebook-Chefs fiel durchaus so aus, dass Bedauern über einige Fehler herüberkam. Bemerkenswert war hier allerdings, wie sehr Zuckerberg alles auf seine Person bezog - er sei verantwortlich, er habe die Plattform aufgebaut, er habe Fehler gemacht. Teils versuchte er dabei weiterhin als der Uni-Abbrecher zu wirken, der seine Idee eines tollen neuen Dienstes für alle verwirkliche - wobei es dann an kleineren Stellen etwas aus dem Ruder lief.

Werbung über alles

Das tat es real aber nicht. Die Versuche, andere Einnahmequellen aufzubauen, sind allesamt gescheitert - sei es die Etablierung Facebooks als Plattform für diverse Anwendungen von Drittherstellern oder die Integration lukrativer Marktplätze mit eigenen Bezahldiensten. Daher wurde der in dem System schon angelegte und einzig erfolgreiche Weg konsequent verfolgt und Facebook zu einer Werbeplattform ausgebaut. Deren einziger Zweck besteht faktisch darin, möglichst viele Informationen über die Nutzer zu sammeln und die Daten für die Vermarktung von Werbung auszuwerten.

Grenzen kennt dieses Prinzip aus sich heraus nicht - und da die wenigsten Nutzer das komplexe Problem dahinter überblicken können, bedarf es einer Regulierung durch gesetzliche Rahmenbedingungen. Und diese kommen - weshalb Zuckerberg in Washington auch ziemlich problemlos ankündigen konnte, dass so etwas wie die Cambridge Analytica-Sache nicht mehr passieren wird. Denn in einigen Wochen tritt die neue Datenschutz-Grundverordnung der EU in Kraft - und unter deren Bedingungen würden hohe Strafzahlungen auf Facebook zukommen, wenn sich ein solcher Fall wiederholt. Die Konsequenzen, die der Plattform-Gründer während der Anhörung reumütig als Lehre der Affäre darstellte, wurde ihm also, zumindest im Bereich der EU, wobei das bei einem weltweit agierenden Konzern ja bekanntermassen schlecht zu trennen ist, schon längst gesetzlich vorgeschrieben.

Siehe auch: Zuckerberg-Anhörung - Facebook finanzierte Wahlkampf der Fragenden
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