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Trolle rufen zu Demo und Gegendemo auf anderen Kontinenten auf

Man könnte sich wünschen, dass nun öffentlich gewordene Aktionen russischer Troll-Gruppen in erster Linie dazu führen, dass Nutzer eine Lehrstunde in Sachen Medienkompetenz erhalten. Insbesondere sollte man nicht jedem vermeintlichen Gesinnungsgenossen ohne weitere Prüfung hinterherlaufen.
EuropaPress
03.11.2017  15:08 Uhr
In einer Anhörung vor dem US-Repräsentantenhaus wurde dieser Tage die russische Einflussnahme auf den US-Präsidentschaftswahlkampf diskutiert. Da dabei vieles über zielgruppengenaue Werbeschaltungen in sozialen Netzen passierte, waren auch führende Vertreter der wichtigsten Plattformbetreiber - Facebook, Google und Twitter - anwesend. Dabei machte der republikanische Senator Richard Burr ein ziemlich skurriles Beispiel für das Wirken der russischen regierungsnahen Trollfabriken öffentlich, berichtete die HoustonPress. Die ganze Sache ereignete sich im Frühjahr 2016. Eine Facebook-Gruppe namens "Heart of Texas", die immerhin über 250.000 Abonnenten aus dem rechtsnationalen Spektrum eingesammelt hatte, rief damals zu einer Demonstration auf. Um gegen die vermeintliche "Islamisierung von Texas" einzustehen, wollte man sich vor einem muslimischen Zentrum in Houston versammeln, in dem kurz zuvor die Eröffnung einer eigenen Bibliothek gefeiert worden war.

Und wenn eine Veranstaltung angekündigt ist, die ziemlich wahrscheinlich Rassisten und andere Rechtsradikale anziehen wird, tauchte kurz darauf auch die Mobilisierung zu einer Gegendemo auf. Eine Facebook-Seite mit dem Titel "United Muslims of America" rief ihre über 300.000 Abonnenten dazu auf, für den Schutz des islamischen Kulturgutes auf die Straße zu gehen.

Beteiligung blieb im Rahmen

Der Tag an sich verlief zumindest aus Sicht der örtlichen Polizei ohne größere Probleme. Auf der einen Seite traf sich ein kleines Grüppchen von rund zehn Personen, die diverse Insignien der US-amerikanischen Rechten - darunter Konföderiertenflaggen und T-Shirts mit entsprechenden Parolen - präsentierten. Vor dem muslimischen Zentrum standen rund 60 Gegendemonstranten.

Auffällig war lediglich, dass sich auf beiden Seiten niemand so recht als Veranstalter der jeweiligen Aktion zu erkennen gab. Das ist auch kein Wunder, wie sich schließlich herausstellte. Laut Burr zeigten Untersuchungen, dass hinter beiden Facebook-Seiten russische Trolle standen - sehr wahrscheinlich handelte es sich sogar um genau die gleiche Gruppe. Hier ist im konkreten Fall sicherlich nicht viel passiert, doch zeigt der Fall, dass es letztlich nicht nur um so genannte Fake News geht, sondern es durchaus auch möglich ist, auf der anderen Seite der Welt Menschengruppen physisch gegeneinander antreten zu lassen.
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